
Es gibt Gletscher, die man nicht nur erwandern, sondern auch von innen erkunden kann. Wir stellen drei von ihnen vor, sie alle liegen in Europa. Wer sich auf die frostigen Vergnügungstouren einlässt, sollte dicke Handschuhe und Thermowäsche nicht vergessen.
Gletscher auf einem Vulkan in Island
Katla ist einer von 130 aktiven Vulkanen auf Island – und einer der spannendsten. Denn er ist fast vollständig von Eis bedeckt, mit 580 Quadratkilometern ist die Gletscherkuppe fast doppelt so groß wie München, bis zu 700 Meter dick und ziemlich löchrig. Gänge und eine natürliche Eishöhle, majestätisch wie eine Kathedrale, ziehen sich durch die Eisplatte, die ausschließlich im Rahmen geführter Touren ganzjährig begehbar ist, mit Helm und Steigeisen.
Drinnen zeigt das Thermometer nur wenig über null Grad, überall tropft Schmelzwasser herab, Wände und Decken bestehen aus blauem, grauem, weißem Eis in Schichten, manchmal mit dunklen Streifen durchzogen. „Das ist Vulkanasche verschiedener Ausbrüche“, erklären die Guides vor Ort, „so wissen wir, dass der Katla in den letzten 1000 Jahren rund 20-mal Lava und Asche gespuckt hat.“
Kleingruppentouren mit erfahrenen Reiseführern werden vom nahegelegenen Dorf Vik aus angeboten (bei getyourguide.de ab 183 Euro, bei troll.is ab 189 US-Dollar, Dauer jeweils zweieinhalb bis drei Stunden). Sönke Krüger
Im Eispalast der Schweiz
Eine Schweizer Rutschpartie über spiegelglattes Eis im Gletschertunnel, bei minus drei Grad, im Sommer wie im Winter. An den Handläufen kann man sich gut festhalten, Schuhe mit Profil sind empfehlenswert. Vor gut hundert Jahren wurde ein Gang mit Spitzhacken in den Großen Aletschgletscher gehauen, auf 3454 Metern zwischen den Gipfeln von Mönch und Jungfrau im Berner Oberland. Hier beginnt der längste Eisstrom Europas, der sich gut 22 Kilometer bis ins Wallis zieht.
Heute hat der Eispalast viele Gänge und Kammern, in denen Eis-Skulpturen wie Bären, Steinböcke oder Pinguine stehen. Der Eintritt ist frei.
Wer eine natürliche Eishöhle entdecken will, reist im Sommer nach Riederalp ins Wallis und fährt mit der Gondel zum Moosfluh, einem der besten Aussichtspunkte auf den Aletschgletscher. Von dort geht es auf einer geführten Tour zu bizarren Eisabbrüchen und in tiefblaue Höhlen (ab 52 Euro). Allerdings schmilzt das Eis auch am Aletschgletscher. Nach Angaben des Guides Ed Kummer sind deshalb einige Höhlen weggeschmolzen, dafür brechen neue auf (aletscharena.ch, jungfrau.ch). Kira Hanser
Eine eisige Bootsfahrt in Tirol
Hintertuxer Gletscher – so heißt eines der höchstgelegenen Skigebiete in Tirol (3250 Meter), das zugleich eines der abwechslungsreichsten ist. Denn man kann hier nicht nur auf dem Gletscher Ski fahren, sondern ihn auch von innen erkunden. 30 bis 35 Meter unterhalb der Skipisten befindet sich ein spektakuläres System aus natürlichen Hohlräumen und von Menschen geschaffenen Querverbindungen.
„Natureispalast“ nennen die lokalen Touristiker die Kombination aus Eishöhle, begehbaren Gletscherspalten mit gigantischen Eiszapfen und gefrorenen Wasserfällen. Die Anlage ist ganzjährig geöffnet, die Temperatur liegt ziemlich konstant bei null Grad Celsius, warme Kleidung ist also sehr angeraten.
Das Highlight der Hintertuxer Eishöhle ist der rund 50 Meter lange Gletschersee. Den können Besucher auf verschiedene Weise erkunden. Zum Beispiel im Rahmen einer Schlauchboottour, bei der man sich an den Eiswänden entlang ans andere Ufer und wieder zurück schiebt.
Wer es abenteuerlicher mag, bucht eine Runde Stand-up-Paddling. Für Hartgesottene ist Eisschwimmen im Angebot – dafür muss man allerdings mindestens 14 Jahre alt sein und ein ärztliches Attest vorlegen, das die körperliche Fitness belegt, die Voraussetzung ist für dieses Extremvergnügen. Denn extrem ist die Belastung durchaus: Das Wasser ist knackige minus 0,6 Grad kalt.
Wieso es nicht gefriert? Das liege an den geringen Anteilen an Sauerstoff und Mineralien im Wasser, erklären die Gletscherguides, erst bei rund minus fünf Grad würde es vereisen (ein geführter Rundgang plus Bootsfahrt dauert rund 70 Minuten, Eintritt: 39 Euro, garantierter Zugang mit Onlineticket, natureispalast.info). Sönke Krüger
Source: welt.de