Die chinesische Zentralbank greift der schwächelnden Wirtschaft mit einer erwarteten Leitzinssenkung abermals unter die Arme. Die People’s Bank of China (PBOC) senkte den einjährigen Leitzins (LPR) um 0,25 Prozentpunkte auf 3,10 Prozent und den fünfjährigen Leitzins ebenfalls um 0,25 Prozentpunkte auf 3,60 Prozent, wie die Zentralbank am Montag mitteilte. Der einjährige LPR beeinflusst die meisten neuen und bestehenden Kredite in China, während der fünfjährige LPR vor allem bei der Preisgestaltung von Hypotheken eine Rolle spielt. Zentralbankchef Pan Gongsheng hatte den Schritt schon vergangene Woche auf einer Finanzkonferenz angekündigt. Die Zinssenkung ist Teil eines umfangreichen Konjunkturpakets der Regierung in Peking und folgt auf Zinssenkungen im vergangenen Monat.
Der jüngste Schritt soll vor allem den angeschlagenen Immobiliensektor stützen und den schwächelnden Konsum ankurbeln. Die Wirtschaftsdaten für das dritte Quartal fielen etwas besser aus als erwartet, obwohl die Investitionen im Immobiliensektor um mehr als zehn Prozent zurückgingen. Die Einzelhandelsumsätze und die Industrieproduktion legten im September zu. Regierungsvertreter zeigten sich zuversichtlich, das Wachstumsziel von rund 5 Prozent für das Gesamtjahr zu erreichen und deuteten eine weitere Senkung der Mindestreserveanforderungen bis zum Jahresende an. Trotz der Konjunkturmaßnahmen bleiben Analysten skeptisch, ob die Unterstützung ausreicht, um das Wirtschaftswachstum nachhaltig anzukurbeln.
Trotz der Zinssenkung bleiben die Anleger in China am Montag vorsichtig. Der Schritt war angesichts der schwächelnden chinesischen Wirtschaft von den Märkten erwartet worden. Die Börse in Shanghai schwankte zwischen Verlusten und Gewinnen und notierte 0,4 Prozent im Plus bei 3275,74 Stellen. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen stieg um 0,4 Prozent auf 3940,97 Punkte.
Noch keine weiteren Details zu Konjunkturprogramm bekannt
Der anfängliche Optimismus über die Ende September von der Regierung in Peking angekündigten Konjunkturmaßnahmen war in den vergangenen Tagen der Vorsicht gewichen. Investoren warten auf weitere Details zu den fiskalischen Stützungsmaßnahmen der politischen Entscheidungsträger. „Konkrete Pläne könnten erst Ende Oktober oder Anfang November nach der Sitzung des Ständigen Ausschusses des Nationalen Volkskongresses vorliegen“, sagte Chaoping Zhu, Global Market Strategist bei J.P. Morgan Asset Management in Shanghai.
In Tokio legte der 225 Werte umfassende Nikkei-Index um 0,3 Prozent auf 39 110,95 Punkte zu, angetrieben von Gewinnen im Technologiesektor. Der breiter gefasste Topix notierte nahezu unverändert bei 2689,99 Punkten. Die japanischen Technologiewerte folgten dem positiven Trend ihrer US-Pendants, nachdem die Netflix-Aktie am Freitag nach guten Quartalszahlen kräftig zugelegt hatte. Zu den Gewinnern zählte das Nikkei-Schwergewicht Advantest, ein Hersteller von Halbleiter-Testgeräten, dessen Aktien um 2,2 Prozent zulegten. Auch der Chipanlagenbauer Tokyo Electron legte um 1,1 Prozent zu.
Anstehende Wahlen in Japan belasten
Außerhalb des Technologiesektors tat sich der Nikkei jedoch schwer, was Analysten auf Vorsicht im Vorfeld der in dieser Woche anstehenden Unternehmensergebnisse und der Parlamentswahlen am 27. Oktober zurückführten. „Es scheint, als würden sich die Anleger angesichts dieser Ereignisse mit aktiven Handelsaktivitäten zurückhalten“, sagte Masahiro Ichikawa, Chef-Marktstratege bei Sumitomo Mitsui DS Asset Management. Dies habe zu einem starken Aufwärtswiderstand geführt. Zu den größten Verlierern gehörten der Einzelhandelskonzern Fast Retailing, Muttergesellschaft von Uniqlo, mit einem Minus von 0,2 Prozent, der Telekommunikationsanbieter KDDI mit einem Minus von 0,8 Prozent und der Pharmakonzern Daiichi Sankyo, dessen Aktien 1,3 Prozent verloren.
Im asiatischen Devisenhandel verlor der Dollar 0,2 Prozent auf 149,13 Yen und stieg leicht auf 7,1020 Yuan. Gegenüber der Schweizer Währung legte er leicht auf 0,8645 Franken zu. Gleichzeitig notierte der Euro nahezu unverändert bei 1,0864 Dollar.
Ölpreis stabilisiert sich
Am Rohstoffmarkt stabilisierten sich die Ölpreise nach deutlichen Verlusten in der Vorwoche, die auf Nachfragesorgen in China und nachlassende Versorgungsängste im Nahen Osten zurückzuführen waren. Die Nordseesorte Brent verteuerte sich um 0,2 Prozent auf 73,20 Dollar je Barrel (159 Liter). US-Öl der Sorte WTI notierte 0,4 Prozent fester bei 69,50 Dollar.
Kursgewinne im Technologiesektor nach den Zahlen von Netflix waren am Freitag auch die Stütze der US-Börsen. Der US-Standardwerteindex Dow Jones verabschiedete sich kaum verändert bei 43.275,91 Punkten aus dem Handel. Der breiter gefasste S&P 500 gewann 0,4 Prozent auf 5864,67 Punkte und der technologielastige Nasdaq stieg um 0,6 Prozent auf 18 489,55 Stellen.