Capri-Sonne trotzt dem EU-Strohhalmverbot

Neben dem Tango-Ball von Adidas und dem VW-Käfer zählt auch das Kindergetränk Capri-Sonne zu den Klassikern der deutschen Markengeschichte. Von Eppelheim bei Heidelberg aus hat das heute als Capri-Sun bekannte Unternehmen ein Produkt geschaffen, das für viele nach Kindergeburtstag, Freibad oder Kletterhalle schmeckt: süß, ein bisschen Frucht-Aroma, in faltbarem Silberpapier abgefüllt, durch einen Trinkhalm eingesogen.

Und um diesen Trinkhalm geht es nun auch aktuell, denn Roland Weening, der globale Chef von Capri-Sun beabsichtigt nicht nur, das laut Eigenaussage „nachhaltigste und leckerste Kindergetränk der Welt“ zu produzieren (übrigens immer noch am Ausgangsort Eppelheim), sondern das Trinkgefühl wieder an das ursprüngliche anzupassen. Denn mit dem Verbot der Einmal-Plastikstrohhalme in der Europäischen Union veränderte sich das Produkt sehr deutlich.

Die Alternative aus Papier wird beim Trinken weich. Das Saugen der klebrigen Flüssigkeit verliert an Strahlkraft. „Dies ärgert viele Kunden“, sagte Weening nun der Schweizer „Sonntagszeitung“. Viele andere Medien griffen diese Aussage auf. Capri-Sun will nun einen interessanten Weg gehen: Zumindest in der Schweiz, wo der heutige Unternehmenssitz und der Wohnsitz des Eigentümers Hans-Peter Wild (eines passionierten Rugby-Mäzens) liegt, will das Unternehmen wieder auf Plastikhalme zurückgreifen.

„Das Plastikröhrli-Verbot ist zwar gut gemeint, doch in unserem Fall macht es überhaupt keinen Sinn“, sagte Weening, der selbst Niederländer ist, in geübtem schwyzerdeutschen Vokabular. Die Handelsketten Coop und Migros hätten schon eigene Marken im Sortiment, deutlich günstiger und mit Plastikhalm ausgestattet sind. Weening strebt deshalb eine Ausnahmegenehmigung der EU-Kommission für den Schweizer Markt an.

Aus ganz eigenen Stücken will das Unternehmen nun auf die griffige Aluverpackung verzichten. Zwei Trinkbeutelmodelle aus Polypropylen sind in Vorbereitung. Die könnten dann im Plastikmüll entsorgt und recycelt werden. Die künftige Lösung soll es ermöglichen, die Verpackung samt Röhrchen am gleichen Ort zu entsorgen“, sagt der Manager. Nur bei der Frage der Rezeptur scheinen die Spielräume begrenzt zu sein. Bislang bietet Capri-Sun Varianten, die an die nationalen Zuckergrenzwerte angepasst sind – in der Schweiz mangels Vorgabe deutlich höher.

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