Die Bundeswehr versucht gerade durch eine Social-Media-Kampagne unter dem Titel Explorers bei Instagram, YouTube und TikTok junge Leute für sich zu gewinnen, und die Sache läuft so: Vier ebenfalls junge Leute unternehmen einen einmonatigen „Roadtrip“ durch Deutschland, dabei „checken“ sie 18 „coole“ Standorte „ab“ (Husum, Eckernförde, Seedorf, Munster und viele mehr) und werden gefilmt und filmen sich gegenseitig, und das alles kann man sich dann im Internet ansehen. Die vier Protagonisten Tina, Selma, Tizian und Can (offenbar wurde auf Diversität Wert gelegt), die sonst als mittelbekannte Influencer arbeiten (Themen Kochen, Schönheit, Sport, Witze), werden als „Creators“ vorgestellt, deren Aufgabe es ist, die „Jobs“ bei der Bundeswehr „abzuchecken“ (schon wieder) und den „Lifestyle“ (sic!) dort auszuprobieren (Tauchen, Panzer, Fallschirmspringen, auf dem Boden herumrobben, Waffen unbeschadet durchs Wasser transportieren). Während der Reise, so erfährt man weiter im Werbetrailer, werden die vier „die ganze Zeit irgendwelche coolen Challenges machen“, außerdem können die Zuschauer mitvoten. Wofür, ist erst mal egal, es kommt auf das Wahlversprechen an, das für soziale Medien eben genauso konstitutiv ist wie für Demokratien. Jedenfalls werde das Ganze „safe krass“, aber auch „crazy“ werden, und auch das hört man dann häufiger, so als müssten die Beteiligten sich und insbesondere ihre Zuschauer davon überzeugen, wie Cheerleader. Vielleicht liegt das auch an der sehr bemühten, superausgedachten Aufgabenstellung: An jedem Standort gibt es Challenges, aber es wird nicht verraten, welche. Das müssen „Team Rot“ und „Team Blau“ schon alleine ausknobeln mithilfe der etwas läppisch wirkenden „Hinweiskarten“ (erinnern an eine Schatzsuche, Kindergeburtstag), aber für den Fall, dass die Teams es mal gar nicht abwarten können, gibt es auch eine Jokerkarte (die aber bitte nicht verlieren!). Na ja, und dann stehen also der Tizian und der Can zusammen mit einem im Vergleich zu dem permanenten Gehampel recht nüchternem Hauptfeldwebel vor der Kamera, und Tizian glaubt, die Community habe bestimmt „superviele Fragen“, die man „supergerne“ in die Kommentare schreiben könne. Später dürfen sich die beiden dann in einen sogenannten Eagle reinsetzen, ein massives „geschütztes Führungs- und Funktionsfahrzeug“ der Bundeswehr, das mit einer „fernbedienbaren leichten Waffenstation“ ausgestattet ist, „die mit einem Maschinengewehr bestückt werden kann“. Das steht so auf der Website der Bundeswehr, aber das „Explorers“-Team redet mit seinen Zuschauern natürlich anders: Can sagt, man fühle sich da drin auf jeden Fall wie der Babo und stelle jede Mercedes G-Klasse in den Schatten. Er sitzt dann vor dem Monitor, und ein Bundeswehr-Profi erklärt ihm, dass man von dort aus die Maschinengewehre und die „GraMaWas“ bedienen könne. Can: „Was ist ein GraMaWa?“ Bundeswehr-Profi: „Eine Granatenmaschinenwaffe.“ Can: „Boah!!!“ Die unterschiedlichen Stationen werden von den vier Protagonisten konsequent als Events begriffen und durchgetestet: Sie erklären, Herausforderungen zu „rasieren“ oder zu „zerstören“, dass sie „richtig Bock haben“, dass Hubschrauberfliegen „todesgeil“ sei und sie „unglaublich coole Panzer gesehen“ hätten, wobei man dann kurz zusammenzuckt und an all diese Menschen denkt, die damals jubelnd auf den Ersten Weltkrieg zurannten. Selma hält indes fest, dass man vielleicht glauben möge, die Bundeswehr sei „maskulin“ und alles „krank hart“, aber gerade das könne ja auch eine Motivation für Frauen sein: „Why not, Leute?“ Folgerichtig sagt Tina (600.000 Follower) lächelnd mit Nietzsche (und Goebbels), was mich nicht umbringt, macht mich nur noch härter, als sie nach Sprengstoff tauchen soll, und springt ins Wasser. Die Bundeswehr, das hat man dann schnell kapiert, nimmt also wirklich alle in ihre Reihen auf: Geschlecht und Hintergrund egal.