A wie Adolf
In der ebenfalls bei ProSieben ausgestrahlten Comedy-Serie Switch reloaded wird Stromberg auf sehr eigenwillige Weise parodiert. Die Handlung lässt sich ungefähr so zusammenfassen: Adolf Hitler versucht in einem dem Original sehr ähnlichen Büro (→ Capitol) die Probleme des Dritten Reiches zu lösen. Dabei weist Hitler viele Verhaltensmuster von Bernd Stromberg auf. Die Parodie trägt den Titel Obersalzberg, womit auf Hitlers Wohnsitz und Feriendomizil Berghof am Obersalzberg angespielt wird. Wenn man sich die Persiflage anguckt, fragt man sich allerdings, was das alles soll. Die Karikatur gelingt nicht, denn so unsympathisch die Figur Bernd Stromberg auch sein mag: An Adolf Hitler reicht sie nicht heran. Am Ende dreht Switch die Geschichte weiter, indem in einerfiktivenDoku-Soap über angeblich Auswanderungswillige gezeigt wird, wie Hitler darüber nachdenkt, ein Schnitzelrestaurant in Argentinien zu eröffnen. Lustig ist das alles nicht. Michael Kessler, der den Hitler spielt, ist halt leider kein besonders guter Parodist.
B wie Brainpool
Alle 46 Folgen sowie der Kinofilm, der den krönenden Abschluss der Serie darstellt (→ Zuschuss), wurden von Brainpool produziert. Die Firma kennt man, weil sie bei TV Total seit dessen Geburtsstunde 1999 dabei war. 2015 produzierte Brainpool 187 Sendungen und machte 80 Millionen Euro Umsatz. 2018 kam es zum Putsch. Da verkaufte Stefan Raab seine Anteile (12,5 Prozent) an die französische Produktionsfirma Banijay, um im Gegenzug die Kontrolle bei Raab TV (einer Tochterfirma von Brainpool) und somit die Rechte an Shows wie Schlag den Star oder Wok-WM wiederzuerlangen. Wer gehofft hatte, dass eines Tages auch Stromberg ein Comeback feiert und sich bald unter den von Brainpool produzierten Serien wiederfindet, der wurde allerdings im Oktober 2023 herb enttäuscht. „Das ist nicht in Planung“, sagte Christoph Maria Herbst da in einem Interview.
C wie Capitol
Eigentlich ist das ja irre: Da sitzt man jeden Tag acht Stunden im Büro und knallt sich abends trotzdem vor den Fernseher, um eine Büroserie zu gucken (→ Original)?!Und dabei ist die Capitol-Versicherung, um die sich Stromberg dreht, wirklich kein schöner Ort. Berthold „Ernie“ Heisterkamp, brillant gespielt von Bjarne Mädel, wird bis zur völligen seelischen Erschöpfung gemobbt. Einmal beschwert er sich, dass „Begriffe aus dem Tierreich“ gegen ihn gefallen seien. Die Kollegen sind entweder dumm, kleinlich, aggressiv oder alles zusammen. Gegründet wurde die fiktive Firma im Jahr 1967. In der Serie steht sie mit der Helios-Versicherung in Konkurrenz, zu der Bernd Stromberg in der zweiten Staffel wechseln will. Hauptdarsteller Christoph Maria Herbst hat mal gesagt, er habe während der Ausstrahlung viele Zuschriften von Mitarbeitern aus der Versicherungsbranche bekommen. Der Tenor sei immer derselbe gewesen: Wenn Sie glauben, dass Stromberg Comedy ist, dann kommen Sie mal zu uns …
F wie Finsdorf
Eine der Nebenhandlungen, die sich durch die gesamte Serie zieht, ist der Streit mit Kantinenkoch Martin Möllers. Schon in der ersten Staffel beschwert sich Stromberg bei dem Ostdeutschen, dass „bei uns im freien Westen“ traditionell ein Gürkchen in die Remoulade gehöre. In einer Episode sagt Stromberg, für den „Fraß“, der ihm täglich aufgetischt werde, müsse er eigentlich noch „einen Beipackzettel“ dazubekommen, und ruft zum Boykott der Kantine auf. Am Anfang der vierten Staffel fällt ihm die Fehde allerdings auf die Füße. Da nennt er den Koch einen „Mikrowellenmongo“, der sich am besten selber mal ins heiße Wasser legen sollte: „als kleines Würstchen“. Doch weil Möllers der Cousin eines Vorstandsmitglieds ist (→ Capitol) und sich über Stromberg beschwert, wird dieser wieder mal strafversetzt. Diesmal in ein deprimierendes Kaff namens Finsdorf.
H wie Herbst
Im Jahr 2006 bekam Christoph Maria Herbst für seine Rolle als Stromberg den Grimme-Preis. Obwohl er heute ein Star ist und in Dutzenden Filmen und Serien mitgespielt hat, war sein Leben nicht immer glorreich. Als junger Mann lebte er in Hannover – bekanntlich die deutsche Hochburg für Pornofilm-Synchronisation. Weil Herbst das Geld brauchte, synchronisierte er Sexfilmchen wie Gaby und Gurke, der besonders im tschechischen Internet ein Hit war. Eine DVD soll sich heute noch bei Herbst im Schrank befinden (→ Incel). In einer NDR-Talkshow sprach der heute 58-Jährige mal über die „Orgasmusuhr“, die er in dieser Zeit kennengelernt habe. Die braucht man in der Branche, damit der Synchronsprecher weiß, wann der Pornodarsteller im Film „kommt“. 20 Sekunden vorher fing ein Zeiger an zu ticken, und wenn der auf 0 stand, musste Herbst ganz laut stöhnen. Lustig, dass ausgerechnet der geborene Wuppertaler, der einer erzkatholischen Familie entstammt, einen so „unchristlichen“ Job hatte.
I wie Incel
Fremdscham pur sind auch die Szenen, in denen Stromberg versucht, bei Frauen zu landen. Fast immer erfolglos (→ Rassismus). Nach einer Scheidung ist er kurz mit Mitarbeiterin Jennifer Schirrmann zusammen, die er „Schirmchen“ nennt. Als es hart auf hart kommt und er sich zwischen Karriere und Beziehung entscheiden muss, geht er aber lieber mit der Vorstandsetage in den Puff. Über große Teile der insgesamt fünf Staffeln ist der Mitte 40-Jährige eine Art „Incel“: Das Wort stammt aus dem Englischen und steht für „involuntary celibate“ – unfreiwillig zölibatär. Nett zu Frauen ist er nicht. Die Vorgesetzte Tatjana Berkel nennt er hinter ihrem Rücken „Tuberkel“ oder gar „Eva Braun“. „Eine Frau ist ja nicht automatisch clever, nur weil sie scheiße aussieht“, sagt er. Doch wie Incels im echten Leben schadet er damit nur sich selbst. Er bleibt einsam und allein.
O wie Original
In einer Folge TV Total (→ Brainpool) wird Christoph Maria Herbst gefragt, wo Drehbuchautor Ralf Husmann seine ganzen Ideen für Stromberg „abschreiben“ würde. Ein wunder Punkt, denn dass die Serie durch die britische Sitcom The Office zumindest „inspiriert“ ist, steht außer Frage. Auch dort gibt es einen Horrorchef mit Klobrillen-Bart, der seinen Angestellten das Leben zur Hölle macht und sich dabei vor allem selbst in Bedrängnis bringt. Trotzdem insistierte Christoph Maria Herbst noch 2006 in einem Tagesspiegel-Interview darauf, dass er The Office vorher nicht gekannt und Schauspielkollege Oliver Wnuk ihm die DVD erst in Drehwoche vier oder fünf in die Hand gedrückt habe. Auch ProSieben behauptete anfänglich stur: unsere Idee! Half alles nix. Die BBC drohte mit einer Urheberrechtsklage, und ab Staffel zwei musste im Abspann erwähnt werden, dass die Serie „inspired by“ The Office sei. Dessen Protagonist, der Brite Ricky Gervais, kommentierte höhnisch: „Das sieht den Deutschen gar nicht ähnlich, einfach so einzumarschieren und sich etwas zu nehmen, das nicht ihnen gehört.“
R wie Rassismus
Wahrscheinlich könnte man die Sendung heute nicht mehr senden, zumindest nicht ohne Aufschrei. Denn eines muss man über Stromberg sagen: Rassist ist er schon (→ Adolf). Eine türkische Volkstanzgruppe bezeichnet er als „Dönerdisco“ und zur tansanischen Putzfrau, die seine Avancen nicht erwidert, sagt er, sie solle wieder „Wischiwaschi“ machen gehen. Seine rassistische Haltung zieht sich auch durch die vielen Szenen, in denen er sich über Sinan Turçulu lustig macht. „Der Türke kann Döner und Bauchtanz“, kommentiert Stromberg die Herkunft seines Kollegen, „und das ist kein Vorurteil, sondern historisch bewiesen.“ Aber wie sein Sexismushat auch Strombergs Fremdenfeindlichkeit eine traurige Komponente. In Wahrheit ist er eifersüchtig auf Turçulu, der seine Abteilung unter Kontrolle hat und bei seinen Mitarbeitern beliebt ist. Im Gegensatz zu ihm.
V wie Vierte Wand
Man kennt es aus der Politserie House of Cards: Frank Underwood wendet sich der Kamera zu und spricht den Zuschauer direkt an, um ihm seine perfiden Pläne für die politischen Gegner mitzuteilen. Man nennt diese Erzählform das „Durchbrechen der vierten Wand“. Die Metapher entstammt der Theaterwelt des 19. Jahrhunderts und meinte damals die strikte Trennung zwischen Auditorium und Bühne. Auch Stromberg guckt immer wieder direkt in die Kamera, durchbricht also die vierte Wand, und kommentiert auf eigenwillige Weise die Geschehnisse im Büro (→ Capitol). Der Grund für diese Erzählform ist, dass die Serie vorgaukelt, eine Dokumentation über den deutschen Versicherungsalltag zu sein. Dementsprechend ist Bernd Stromberg in der Serie ein kleiner Reality-TV-Star (worauf er sich viel einbildet). Doch als ihn ein Eventmanager für eine Autogrammstunde beim Gebrauchtwagenhändler Meierhans bucht, muss er feststellen, dass er weniger bekannt ist, als er gehofft hatte: Keiner will was von ihm. Gerade sei am Stand aber noch „der Teufel los“ gewesen, lügt Stromberg sich wieder alles zurecht.
Z wie Zuschuss
2011 wurde der Erotikfilm Hotel Desire durch Crowdfunding mitfinanziert. Der Produktionsfirma teamWorx gelang es, die Kosten in Höhe von 170.000 Euro zumindest teilweise im Internet einzusammeln. Die Stromberg-Macher (→ Herbst) bedienten sich desselben Prinzips, um den Abschlussfilm zu drehen, der am 20. Februar 2014 in die Kinos kam. Man konnte zwischen 50 und 1.000 Euro spenden, am Ende sorgten 3.000 „Klein-Anleger“ dafür, dass die benötigte Summe von einer Million Euro zusammenkam und im Februar 2013 in Köln mit den Dreharbeiten begonnen werden konnte. Gelockt wurden die Spender nicht nur mit Urkunden und Exklusiv-Updates zum aktuellen Stand der Produktion. Sie wurden auch an den Kinoerlösen beteiligt: 50 Cent gab es pro verkaufte Eintrittskarte. Letztlich spielte der Film 10,5 Millionen Euro ein. Rentabel!