UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk hat die eskalierende Gewalt im Sudan verurteilt und Staaten zu einer gemeinsamen Reaktion aufgerufen. „Wir sollten jetzt handeln, während diese entsetzlichen Gräueltaten gerade begangen werden“, sagte Türk. Er habe „glaubwürdige Beweise für Massentötungen“ im Zuge der Einnahme von Al-Faschir durch die RSF-Miliz erhalten. Es gebe zudem „Berichte über Vergewaltigungen, sexuelle Gewalt und Gruppenvergewaltigungen“ in der Stadt im Westen des Sudan. Schon die Belagerung der Stadt vor der Übernahme im Oktober sei eine „Gräueltat“ gewesen, sagte Türk.
Auf die Frage, ob im Sudan ein Völkermord stattfinde, verwies der UN-Menschenrechtskommissar auf Gerichte. „Zu entscheiden, ob es einen Völkermord darstellt oder nicht, ist Aufgabe traditioneller Behörden“, sagte er. Mit einer Reaktion der Staatengemeinschaft sollte jedoch nicht bis zu einer juristischen Entscheidung gewartet werden.
Millionen Menschen sind im Sudan auf der Flucht
Im Sudan kämpft die paramilitärische Gruppe Rapid Support Forces (RSF) seit 2023 gegen die von der Armee unterstützte Regierung. Bei den Kämpfen wurden Zehntausende Menschen getötet, etwa zwölf Millionen Menschen mussten aus ihren Heimatregionen fliehen. In dem nordostafrikanischen Land herrscht nach Einschätzung der UN die schwerste humanitäre Krise der Welt.
Den RSF wird vorgeworfen, Massenhinrichtungen, Vergewaltigungen und weitere Gräueltaten verübt zu haben, nachdem sie vor rund zwei Wochen Al-Faschir in der Region Darfur eingenommen hatten. Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag spricht von mutmaßlichen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
„Ich hoffe, die Staatengemeinschaft wacht auf“, sagte Türk. Es sei nach der Einnahme der westsudanesischen Region Darfur durch die RSF nun entscheidend, sicherzustellen, dass in der südlichen Region Kordofan „keine Wiederholung ähnlicher Dinge geschieht“, sagte Türk. „Die Anzeichen dafür sind extrem besorgniserregend.“