Bürgerkrieg im Sudan: Deutschland, Großbritannien und Jordanien fordern Waffenruhe im Sudan

Die Außenminister Deutschlands, Großbritanniens und Jordaniens haben angesichts der katastrophalen humanitären Lage im Sudan zu einer sofortigen Waffenruhe zwischen der Miliz RSF (Rapid Support Forces) und der sudanesischen Armee aufgerufen. Die britische Ministerin Yvette Cooper verwies bei einem Gipfeltreffen in Bahrain dabei auf die jüngsten Ereignisse in der sudanesischen Stadt Al-Faschir, die von der RSF-Miliz eingenommen wurde. 

„Dieser schreckliche Konflikt wird schon zu lange vernachlässigt, während das Leiden einfach zugenommen hat“, sagte Cooper. Sie sprach von Massenhinrichtungen und verhungernden Menschen, sowie einem „verheerenden Einsatz von Vergewaltigung als Kriegswaffe“. Dabei litten vor allem Frauen und Kinder, sagte sie.

Außenminister Johann Wadephul sagte, die Lage im Sudan sei „apokalyptisch“. Sein jordanischer Amtskollege Ayman Safadi sprach von einer „humanitären Krise unmenschlicher Ausmaße“, die beendet werden müsse. Der Sudan habe nicht „die nötige Aufmerksamkeit“ bekommen.

Gräueltaten in Al-Faschir

Zuvor gab es Berichte über mutmaßliche Massaker bei der Einnahme der Großstadt Al-Faschir durch die paramilitärische Miliz RSF. Nach Angaben der sudanesischen Ärztegewerkschaft wurden in den ersten Stunden nach dem Einmarsch der Miliz schätzungsweise 2.000 Zivilistinnen und Zivilisten getötet. Unter anderem sollen in einer Geburtsklinik Patienten getötet worden sein. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht dort allein von 460 Toten aus, die RSF hatte die massenhaften Tötungen in der Klinik bestritten.

Die RSF-Miliz hatte die Stadt am vergangenen Wochenende nach mehr als 500 Tagen Belagerung erobert. Al-Faschir war die letzte Großstadt in der Region Darfur, die die sudanesische Armee noch kontrolliert hatte.

Katastrophale humanitäre Lage

Verschiedenen Organisationen zufolge waren kurz vor der Einnahme von Al-Faschir rund 260.000 Menschen aus der Stadt geflohen, um Schutz in umliegenden Orten zu suchen. Ein Ziel für die Geflüchteten ist die Stadt Tawila, die bereits bis Ende September nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration mehr als 650.000 Geflüchtete aufgenommen hatte.

Die Welthungerhilfe bezeichnete die Versorgungssysteme für die vielen Geflüchteten als „längst überfordert“. Wasser- und Lebensmittelversorgung seien zusammengebrochen, sanitäre Einrichtungen unzureichend. Außerdem reiche die medizinische Betreuung bei Weitem nicht aus.

Konflikt von ethnischen Faktoren geprägt

In dem ostafrikanischen Land am Horn Afrikas herrscht seit April 2023 ein Machtkampf zwischen dem De-facto-Machthaber Abdel Fattah Burhan und seinem einstigen Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo, der die RSF kommandiert. In der westlichen Region Darfur ist der Konflikt maßgeblich von ethnischen Faktoren geprägt, die eng mit Fragen von Landrechten, Ressourcenverteilung und politischer Marginalisierung verwoben sind. 

Dabei geht es vor allem um die Verteilung von Land und Wasser zwischen traditionell nomadischen, arabischen Volksgruppen und sesshaften, nicht arabischen Gruppen. Die RSF sind eine Nachfolgeorganisation arabischer Milizen und gehen Berichten von UN-Vertretern zufolge gezielt gegen den nicht arabischen Teil der Bevölkerung vor.

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