Bruttoinlandsprodukt: Deutsche Wirtschaft wächst langsamer wie erwartet

Die deutsche Wirtschaft ist im dritten Quartal des Jahres hinter den ohnehin schon niedrigen Erwartungen zurückgeblieben. Vorläufige Daten des Statistischen Bundesamtes waren davon ausgegangen, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Juli bis September um 0,2 Prozent wächst. Tatsächlich waren es laut einer aktuellen Mitteilung des Amtes nur 0,1 Prozent.

Dass das BIP überhaupt wuchs, lag vor allem an der Kauflaune der Verbraucher: Nach dem Abebben der Inflationswelle und angesichts steigender Löhne sitzt das Geld bei vielen Menschen wieder etwas lockerer, der Konsum wuchs daher im Vergleich zum Vorquartal um 0,3 Prozent. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes „gaben die Verbraucherinnen und Verbraucher unter anderem mehr für Verbrauchsgüter aus, beispielsweise für Nahrungsmittel und Getränke“. Auch höhere Staatsausgaben stützten das Wachstum, die Exporte sanken dagegen deutlich.

Die aktuellen Zahlen bedeuten auch, dass die deutsche Wirtschaft knapp an einer Rezession vorbeigeschrammt ist: Im zweiten Quartal war das Bruttoinlandsprodukt um 0,3 Prozent geschrumpft. Bei zwei Quartalen mit sinkendem BIP in Folge spricht man von einer „technischen Rezession“.

Probleme durch Exportschwäche, Bürokratie und Trump

Trotz dieses Lichtblicks bleibt die deutsche Wirtschaft in einer Schwächephase, die nach Einschätzung der Bundesbank auch im letzten Quartal des Jahres anhalten dürfte. Gegenwind gibt es reichlich: Auf den Weltmärkten hat China als Wachstumstreiber an Schwung verloren, im Inland steigt die Zahl der Firmenpleiten kräftig.

Als weitere negative Faktoren für die deutsche Wirtschaft gelten schlechte Exportaussichten für die Industrie, hohe Energiepreise und Bürokratie. Hinzu kommt die Krise in der Autobranche: Ford hat angekündigt, in Deutschland 2.900 Stellen abzubauen, bei Volkswagen drohen Werkschließungen. Auch die Aussicht neu erlassener Zölle durch eine künftige US-Regierung unter Donald Trump sorgt für Unsicherheit bei Unternehmen.

Einen positiven Effekt auf die Konjunktur dürften nach Ansicht von Volkswirten sinkende Leitzinsen der Europäischen Zentralbank haben. Sinkt dieser Zinssatz, dann werden Kredite für Unternehmen und Verbraucher günstiger. Allerdings vergeht meist einige Zeit, ehe sich solche Zinsimpulse in der Wirtschaft tatsächlich bemerkbar machen.

Für das ganze Jahr geht die Bundesregierung davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt um 0,2 Prozent nachlässt. Es wäre das zweite Rezessionsjahr in Folge nach 2023, als die Wirtschaft bereits leicht geschrumpft war. 2025 soll sich die deutsche Wirtschaft nach Einschätzung der Bundesregierung dann mit einem Wachstum von 1,1 Prozent wieder erholen. Die Wirtschaftsweisen des Sachverständigenrats erwarten dagegen im kommenden Jahr nur ein Plus von 0,4 Prozent.

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