BMW geht mit Modelloffensive in die Vollen

BMW treibt die Pläne für die Elektrifizierung seiner Modellpalette in noch größerer Breite voran als bislang bekannt. Ende 2025 soll das erste Batterieauto der „Neuen Klasse“ auf den Markt kommen, ein kompaktes SUV, das im extra dafür aufgebauten neuen Werk im ungarischen Debrecen hergestellt wird. Danach geht es Schlag auf Schlag: Einer elektrischen Limousine aus dem Stammwerk München sollen bis Ende 2027 noch sechs weitere Modelle folgen, insgesamt also acht Fahrzeuge. Das hat die F.A.Z. aus Unternehmenskreisen erfahren. Zuletzt hatte der Münchner Autokonzern stets von „mindestens sechs“ Fahrzeugen auf der Plattform gesprochen.

Die Modellfamilie der „Neuen Klasse“ ist das wichtigste Zukunftsprojekt und gleichzeitig die Fahrzeuggruppe, die BMW allein auf den Elektroantrieb ausgelegt hat. Nie zuvor in seiner Unternehmensgeschichte hat BMW eine komplexere und kostspieligere Entwicklung gestemmt. Nun soll es neben drei SUV der X3- und X4-Reihe fünf flachere Fahrzeuge in der Größe der bisherigen 3er- und 4er-Reihen geben. Unter diesen acht Modellen sind drei ausschließlich für den chinesischen Markt konzipiert, und zwar jeweils eine Kurz- und eine Langversion der 3er-Limosine sowie eine Langversion des X3.

Neben Ungarn und München sind zwei Werke in Mexiko und China für die Produktion der „Neuen Klasse“ vorgesehen. Ein Unternehmenssprecher wollte die Informationen nicht bestätigen, dementierte sie aber auch nicht.

An den Autos der „Neuen Klasse“ soll alles neu sein: Design, Batterien, Software. „Wir führen damit gleichzeitig vier neue Technologiecluster ein: für den elektrischen Antriebsstrang, für Fahrdynamik und automatisiertes Fahren, für das Bedienkonzept und für die gesamte Bordelektronik“, sagte der Vorstandsvorsitzende Oliver Zipse vor einigen Wochen in einem Interview der F.A.Z. „Abgesehen vom Antriebsstrang werden wir diese Technologiecluster auch in alle anderen BMW-Modelle ausrollen – eben auch in die mit Verbrennungsmotor. Und andersherum werden wir auch in unserer flexiblen Architektur diesen elektrischen Antriebsstrang einsetzen.“

Damit die vergleichbaren, konventionellen BMW-Fahrzeuge nicht „alt“ aussehen, plant der Münchener Autokonzern deren umfangreiche Erneuerung. Vom 2025 an sollen sämtliche Bestandsfahrzeuge an das „retrofuturistische“ Design und die neuen Technologiecluster angepasst werden, und zwar binnen drei Jahren. BMW glaubt zwar an die Zukunft der E-Mobilität, aber eben nicht ausschließlich. So geht der Vorstand davon aus, dass der Verbrennungsmotor noch lange benötigt wird und den Kunden in aller Welt deshalb alle Antriebsarten angeboten werden müssen.

Nur die beiden Werke der Neuen Klasse in Debrecen und in München sind rein auf die Elektromobilität ausgerichtet. In den übrigen acht großen Produktionsstätten kann BMW mit seinen Multi-Purpose-Plattformen fast jede Baureihe als Benziner, Diesel, Plug-in-Hybrid oder batterieelektrisches Auto fertigen. Dem Plan liegt die Annahme zugrunde, dass von 2025 an die Nachfrage nach vollelektrischen Fahrzeugen deutlich ansteigen wird. Die acht Modelle der „Neuen Klasse“ sollen dafür sorgen, dass BMW vor 2030 mehr als die Hälfte seiner Neufahrzeuge mit Elektroantrieb verkauft.

In den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres lieferte das Unternehmen rund 83.000 vollelektrische Fahrzeuge seiner Marken BMW, Mini und Rolls-Royce aus, ein Plus von 28 Prozent. Inzwischen liegt ihr Anteil an den gesamten Auslieferungen bei 14 Prozent, während es beim Erzrivalen Mercedes-Benz 10 Prozent sind. Doch auch in Stuttgart wird mit Hochdruck an der Erneuerung des Produktportfolios gearbeitet.

Mercedes-Chef Ola Källenius hat ein Modellfeuerwerk für die kommenden Jahre angekündigt. Das umfasst ebenfalls alle Antriebsarten, die Verbrennungsmotoren werden länger als geplant fit gehalten. Unterdessen werden den künftigen Elektromodellen des Hauses mit dem Stern frische Akkus mit deutlich besseren Leistungsdaten nachgesagt, unter anderem soll die Normreichweite auf mindestens 700 Kilometer steigen.

Möglich macht das eine neue Batteriegeneration, die deutlich effizienter ist. Für die Fahrzeuge der „Neuen Klasse“ hat BMW die Losung ausgegeben: 30 Prozent mehr Reichweite und 30 Prozent schnellere Ladegeschwindigkeit. Zum Vergleich: Der aktuelle BMW i4 schafft nach Norm rund 590 Kilometer, der Nachfolger dürfte es also auf mehr als 750 Kilometer bringen und in zehn Minuten Strom für etwa 300 Kilometer laden.

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