In Rahmen einer Großaktion kontrolliert der französische Zoll insgesamt 200.000 Shein-Pakete am Pariser Flughafen.
Gefährliche Textilien, gefälschte Kosmetik und verbotene Produkte: Frankreich nimmt 200.000 Shein-Pakete am Flughafen auseinander. Was steckt hinter dem Kontrollmarathon?
Frankreich lässt in einer riesigen Kontrollaktion 200.000 Pakete der Billig-Onlineplattform Shein am Pariser Flughafen vom Zoll und der Behörde für Wettbewerb, Verbraucherschutz und Betrugsbekämpfung überprüfen. „Diese Aktion von außergewöhnlichem Umfang zielt darauf ab, die Konformität der Produkte, die Richtigkeit der Angaben und die Einhaltung der Steuer- und Zollvorschriften zu überprüfen“, teilte Frankreichs Ministerin für öffentliche Finanzen und Haushalt, Amélie de Montchalin, mit.
Shein will sich an Vorschriften halten
Shein-Chef Donald Tang sicherte dem französischen Wirtschaftsministerium in einem Brief, aus dem unter anderem die Zeitung «Le Parisien» und der Sender BFMTV zitierten, zu, «alle französischen Gesetze zu respektieren». Außer dem bereits am Mittwoch angekündigten Verkaufsstopp für Produkte von Drittanbietern würden alle Produkte vorläufig von der Plattform genommen, bei denen es sich nicht um Bekleidung handele, schrieb der Shein-Chef.
Ultra Fast Fashion-Online-Händler
Shein in Frankreich: Regierung stoppt Plattform nach Ladenöffnung
Frankreich setzt den Betrieb der Billig-Online-Plattform Shein vorläufig aus. Das teilte das Wirtschaftsministerium mit, kurz nachdem der Online-Händler seine erste Fläche in Frankreich eröffnet hatte.
Mit diesen Aussetzungen «wollen wir die notwendigen Voraussetzungen für eine enge Zusammenarbeit mit Ihnen und den zuständigen Behörden schaffen und sicherstellen, dass die von uns ergriffenen Abhilfemaßnahmen sowohl solide als auch transparent sind», schrieb Tang den Medienberichten zufolge an Frankreichs Handelsminister. Er regte ein Treffen im Pariser Wirtschaftsministerium an, um die «entschiedenen und sofortigen Maßnahmen» des Onlinehändlers zu erläutern.
Handelsverband fordert auch Kontrollen an deutschen Flughäfen
Der Handelsverband Deutschland wünscht sich ein solches Vorgehen gegen Shein auch in Deutschland. Hauptgeschäftsführer Stefan Genth forderte die Bundesregierung auf, sich die Aktion in Frankreich zum Vorbild zu nehmen und hierzulande ebenfalls Pakete zu kontrollieren. «Es braucht ein klares Zeichen. Wir dürfen die systematischen Rechtsverstöße durch Plattformen und Händler aus Fernost nicht weiter tolerieren», so Genth. Wer sich nicht an die Regeln halte, müsse klare Konsequenzen spüren.
Ultra Fast Fashion
Französische Bank bricht Verhandlungen wegen Shein-Stores ab
Kürzlich hat die Retail-Gruppe SGM verkündet, dass in mehreren Department Stores Läden des asiatischen Ultra Fast Fashion-Konzepts Shein eröffnen sollen. Die staatliche Banque des Territoires nimmt das zum Anlass, Verhandlungen über den Kauf der Immobilie des BHV Marais zu beenden.
Parallel zu der Kontrollaktion fordert Frankreich von der Europäischen Union ein hartes Durchgreifen gegen den Online-Modehändler Shein. Frankreich habe die EU-Kommission aufgefordert, «eine Untersuchung einzuleiten und angemessene Sanktionen» gegen Shein zu verhängen, sagte Außenminister Jean-Noël Barrot dem Sender France Info.
Sexpuppen in Kinderoptik
Zeitgleich mit der Eröffnung eines ersten Ladenbereichs von Shein in Paris leitete die Regierung am Mittwoch ein Verfahren zur Aussetzung des Betriebs der Seite der Onlineplattform in Frankreich ein.
Zuvor war öffentlich geworden, dass bei dem Online-Händler Sexpuppen mit kindlichem Aussehen angeboten wurden. Ein Abgeordneter schlug außerdem Alarm, weil über die Plattform Waffen vertrieben werden sollen, deren Besitz in Frankreich ohne besondere Genehmigung verboten ist.
Bereits am Mittwoch hatte Shein angekündigt, mit den französischen Behörden zusammenarbeiten und alle Bedenken ausräumen zu wollen.