Dieser Artikel stammt aus unserem Ressort X.
Alle schweigen in Gera. Auch der ältere Mann, auf dessen T-Shirt die 88 prangt, der Zahlencode für „Heil Hitler“. Gerade hatten die Leute noch „Remigration“ skandiert, jetzt lauschen sie Björn Höcke auf der Wahlkampfbühne. Mitte August, sengende Hitze. Höcke erzählt vom Existenzialismus. Zitiert „berühmte Wissenschaftler“. Verwendet Ausdrücke wie „Quantité negligeable“.
Im Publikum: andächtige Stille.
„Dieses ganze Geschwätz, das ist doch alles hochgestochener Blödsinn“, sagt Karlheinz Frosch, ein früherer Höcke-Verbündeter, als man ihm später davon erzählt. „Es ist wie im Mittelalter, wenn der Pfarrer vor den Bauern Latein gepredigt hat.“ Frosch saß bis vor Kurzem mit Höcke in der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag. Sie waren Parteifreunde, heute sind sie Feinde. Er sagt: „Viele Leute sind genervt von Höckes Art.“