Italien hat mit dem Transport der ersten Gruppe von Migranten nach Albanien begonnen. Ein Marineschiff mit 16 Männern sei von Lampedusa nach Albanien unterwegs, teilte das Innenministerium am Montag mit. Die zehn Ägypter und sechs Bangladescher seien nach ihrem Aufbruch aus Libyen gerettet worden und sollten am Mittwochmorgen in Albanien eintreffen.
Ein im vergangenen Jahr von beiden Regierungen unterzeichnetes Abkommen sieht vor, dass Albanien bis zu 3000 Migranten aufnimmt, während Italien die Asylanträge der Männer im Schnellverfahren bearbeitet, die bei dem Versuch, nach Europa zu gelangen, in internationalen Gewässern abgefangen wurden. Frauen, Kinder, ältere Menschen, Kranke und Folteropfer sollen in Italien untergebracht, Familien nicht getrennt werden.
Die Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hatte die beiden dafür vorgesehenen Zentren in Albanien offiziell eröffnet. Sie werden Italien über einen Zeitraum von fünf Jahren 670 Millionen Euro kosten, von Italien betrieben und stehen unter italienischer Gerichtsbarkeit, während albanische Wachleute für die externe Sicherheit sorgen sollen.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat das Abkommen als Beispiel für „unkonventionelles Denken“ beim Umgang mit der hohen Zahl von Migranten gelobt. Menschenrechtsgruppen halten es dagegen für einen gefährlichen Präzedenzfall. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat ernste Bedenken geäußert und sich bereit erklärt, die ersten drei Monate zu überwachen, um „die Rechte und die Würde der Betroffenen zu schützen“. Ein Sprecher sagte am Montag, dass eines seiner Teams eine „unabhängige Mission“ an Bord des Marineschiffes durchführe, um das Verfahren zu beobachten.
Source: welt.de