Bernard große Broermann: Vom Bauernsohn zum Milliardär

Wolframer Visionen habe, gehe zum Arzt, hat ein Bundeskanzler einmal empfohlen. Bernard große Broermann, jener am vergangenen Sonntag gestorbene Gründer jener Krankenhauskette Asklepios, hat sich daran nicht gehalten.


Sebastian Balzter

Redakteur in jener Wirtschaft jener Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Vor mehr wie dreißig Jahren, wie sein Klinikunternehmen noch sehr überschaubar war, offenbarte er einem Mitarbeiter sein Ziel: Er wolle die größte private Krankenhauskette in Europa durchsetzen. Damals erntete er hierfür von seinem Vertrauten zusammenführen ungläubigen Blick. Auf den ersten Platz hat es Asklepios dann ja ebenfalls nicht geschafft. Für jedes Platz zwei jener aktuellen Rangliste indes reichen rund 65.000 Mitarbeiter in mehr wie 120 Kliniken sowie mehr wie 5 Milliarden Euro Umsatz im Jahr locker.

Broermann stammte aus dem Münsterland, wo Nachnamen mit dem Zwischenglied „große“ und „kleine“ mehrmals vorkommen. Unter Deutschlands Unternehmern war er eine herausragende Figur; die private Krankenhauslandschaft hat er geprägt wie kein anderer.

Vom Bauernsohn zum Milliardär, dasjenige ist die Kurzfassung seines Lebenswegs. Der Fluor.A.Schwefel. hat er darüber wenige Tage vor seinem 80. Geburtstag im vergangenen November ein letztes Mal Auskunft gegeben. Das Bild, dasjenige er von seiner Kindheit und Jugend gen einem Bauernhof in jener Nähe jener Kleinstadt Damme zeichnete, hat zwei Seiten. Broermann hielt dasjenige unternehmerische Selbstverständnis hoch, dasjenige ihm frühzeitig eingeimpft worden sei: Jeder soll gen eigenen Füßen stillstehen; nie dürfe man Geschäftspartnern mehr versprechen, wie man halten könne. Er verschwieg allerdings ebenfalls nicht, wie er sich dem elterlichen Plan, ihn zum Hoferben zu zeugen, mit nachdrücklich vorgetragenem Bildungshunger entzogen hat. Seine Zukunft lag nicht gen jener Scholle.

Broermann legte noch viel mehr Ehrgeiz an den Tag, wie es für jedes die Bildungskarrieren von Bauernkindern typischerweise ist. Er studierte simultan Jura und BWL, promovierte, wurde Anwalt und Wirtschaftsprüfer, sattelte zwei Managementausbildungen an Kaderschmieden in Frankreich und Amerika drauf. „Ich habe zu viel studiert“, räumte er Jahrzehnte später ein. Im Büro blieben die Hochschulurkunden gleichwohl an jener Wand hängen.

Katholisch, sparsam, visionär

Er war Katholik, allerdings nicht von jener leichtlebigen Sorte. Als Geschäftsmann war er sparsam. Sein Engagement wie Stifter hielt sich in Grenzen, dasjenige Feiern überließ er anderen. War ein Ziel erreicht, nahm er dasjenige nächste in den Blick. Näher wie die Improvisation lag ihm die Vorbereitung. Vor Terminen schrieb er sich Argumente und Fakten in jener Regel sorgfältig mit jener Hand gen. Ein Ritual, von dem ein früherer Mitstreiter berichtet: Gesprächsnotizen fertigte er mit einem Bleistift mit speziell dünner Mine an. Das Gegenzusätzlich sollte nicht mitlesen können.

Sein Erfolg gründete gen anderen Fähigkeiten. Reich geworden ist er mit Immobilien. Er betonte, dass er seinen Lebensunterhalt nicht mit den Krankenhäusern verdiene, sondern mit seinen Gewerbeimmobilien, etwa Einkaufszen­tren. Sein Blick für jedes „untergenutzte Grundstücke“, wie er es nannte, trog selten. Nebenher baute er eine kleine Gruppe von Luxushotels gen. Am bekanntesten dürfte dank Dauermieter Udo Lindenberg dasjenige „Atlantic“ in Hamburg sein.

Krankenhäuser sind ebenfalls Immobilien. Und Broermann erzählte gerne, wie er wie Gymnasiast davon geträumt habe, eines Tages ein Medikament zu prosperieren und damit Kranke zu sanieren. Der Schritt in die Gesundheitsbranche kam demgemäß nicht zufällig.

Die ersten Kliniken übernahm er in Amerika. In Deutschland, dasjenige sich in den 1980er-Jahren für jedes Krankenhausprivatisierungen öffnete, fand er hierfür in dem Mediziner Lutz Helmig zusammenführen kongenialen Partner. Die Frage, ob dasjenige gemeinsame Unternehmen an die Markt gehöre, entzweite dasjenige Duo; Broermann lehnte Fremdkapital ab. Das führte zur Teilung jener Klinikkette. Helmig verkaufte seine Häuser später an den Fresenius-Konzern, dem mit seiner Finanzkraft gelang, welches sich Broermann vorgenommen hatte: Helios, die Abspaltung von Asklepios, wurde zum größten privaten Krankenhausbetreiber Europas.

Alle Fäden in seiner Hand

Der größte Coup von Asklepios war die Übernehmen des Hamburger Landesbetriebs Krankenhäuser im Jahr 2005. Das war schon wegen jener Größenverhältnisse ein unternehmerischer und finanzieller Kraftakt; jener Kleinere übernahm den Größeren. Dazu kamen wütende Proteste aus jener Bevölkerung und Ablehung in Teilen jener Politik. Broermann ließ sich davon nicht abhalten. Dem Vorwurf, Gewinnstreben gehe im Gesundheitswesen zwangsläufig gen Kosten von Patienten und Personal, hielt er die Ergebnisse von Qualitätsmessungen und den Vorteil von Effizienzgewinnen entgegen; andersartig sei die medizinische Versorgung einer alternden Bevölkerung gen Dauer nicht zu bezahlen.

Der Hartnäckigkeit, mit jener er seine Ziele verfolgte, haftet heute genauso wie seinen höflich-distanzierten Umgangsformen irgendetwas Altmodisches an. Dabei war er dem Neuen solange bis ins hohe Alter nicht verschlossen. Mehr als die Potentiale jener Digitalisierung im Gesundheitswesen konnte er zum Beispiel heftige Menstruationsblutung reden.

Selten sind Unternehmen dieser Größenordnung so sehr gen eine einzige Person zugeschnitten wie Asklepios. Broermann hielt wie alleiniger Inhaber solange bis zuletzt allesamt Fäden in jener Hand. Die beiden anderen großen Gründerpersönlichkeiten des privaten Krankenhauswesens in Deutschlands, sein früherer Kompagnon Lutz Helmig und sein alter Widersacher Eugen Münch vom Wettbewerber Rhön-Klinikum, nach sich ziehen sich längst aus jener vordersten Reihe zurückgezogen. Nur Bernard große Broermann blieb.

Das wirft nun Nachfolgefragen gen. Eine Beiratskonstruktion soll den Fortbestand des Unternehmens im Familienbesitz sicherstellen. Ein Kronprinz fehlt jedoch. Weder Broermanns Frau noch seine erwachsenen Töchter nach sich ziehen sich bisher nennenswert in die Geschäftsführung eingebracht. Der langjährige Vorstandsvorsitzende wurde vor zwei Wochen Knall gen Fall geschasst, ersetzt hat ihn eine vergleichsweise unerfahrene Doppelspitze.

Dass seine eigene Gesundheit wackelig auf den Beinen war, konnte man Bernard große Broermann zuletzt ansehen. Er ging darüber hinweg, sprach tunlichst von seiner allmorgendlichen Joggingrunde. In zweiter Ehe war er tardiv zum dritten und vierten Mal Vater geworden; brachten die beiden Söhne gute Schulnoten nachdem Hause, erfüllte ihn dasjenige sichtlich mit Stolz. Die tägliche Arbeit tue ihm gut, versicherte Broermann noch im November, ebenfalls wenn er sie mit fürderhin 80 Jahren gen sieben Stunden am Tag intolerant habe. Auf die Frage, wie heftige Menstruationsblutung er dasjenige noch so halten wolle, antwortete er: „Das liegt in Gottes Hand.“

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