Berlin sorgt mit 29-Euro-Ticket zum Besten von Unmut: Proteste aus Bayern

Während die Verkehrs­minister der Länder um eine dauerhafte Lösung für das Deutschlandticket ringen, geht Berlin ganz eigene Wege: In der Hauptstadt wird es ab Juli ein 29-Euro-Ticket für den Berliner Nahverkehr geben. Es gilt nicht innerhalb des gesamten Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg, sondern endet an der Stadtgrenze und ist nur als Jahresabonnement erhältlich. Damit ist es zwar deutlich günstiger, allerdings auch nicht so flexibel wie die 49-Euro-Variante, die für den gesamten öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Deutschland gilt und monatlich kündbar ist.

Der Berliner Sonderweg stieß auf hef­tige Kritik in Bund und Ländern: „In Bayern können wir das Angebot im ÖPNV nur mit einem tiefen Griff in die Staatskasse aufrechterhalten, während Berlin als Hauptempfänger des Länderfinanzausgleiches quasi mit bayerischem Geld einen Gesamtrabatt für alle Fahrgäste finanziert“, sagte der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) dem „Tagesspiegel“. „Das ist nur schwer nachvollziehbar und alles andere als nachhaltig.“

Monatelange Kontroverse in der Hauptstadt

Das Bundesverkehrsministerium kritisierte, die Berliner Variante unterlaufe den Sinn des Deutschlandtickets, nämlich das komplizierte Tarifsystem zu verein­fachen. Neben dem Einheitsticket gibt es vielerorts weiterhin lokale Angebote, die meist wesentlich teurer sind. Mit dem 29-Euro-Ticket kommt nun ein besonders umstrittenes hinzu.

In der Hauptstadt war es über Monate hinweg kontrovers diskutiert worden, weil es hohe Kosten verursacht und zugleich keinen sozialen Mehrwert bringt: Ein Sozialticket für bedürftige Menschen kosten schon jetzt 9 Euro im Monat. Trotzdem hatte die Berliner SPD ihren Wahlkampf vor der Wiederholung der Abgeordnetenhauswahl 2023 mit dieser Forderung bestritten. Vorgestellt wurde es am Dienstag von der Berliner Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) und der Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD).

Damit kehrt Berlin zu einem Angebot zurück, mit dem der damalige Senat aus SPD, Grünen und Linken die Zeit zwischen 9-Euro-Ticket und dem Deutschlandticket im Winter 2022/23 überbrückt hat. Bei den Bürgern erfreute es sich großer Beliebtheit, aber in Kreisen der an­deren Verkehrsminister sorgte es schon damals für große Kritik.

Auch bei der gerade stattfindenden Verkehrsministerkonferenz in Münster dürfte die Ankündigung Unmut verursachen: Dort sorgt man sich vor allem darum, wie die Finanzierung des öffentlichen Nahverkehrs dauerhaft sichergestellt werden kann. Der Verkehrsminister von Nordrhein-Westfalen, Oliver Krischer (Grüne), der gerade den Vorsitz der Verkehrsministerkonferenz innehat, will die gemeinsame Finanzierung des Tickets von Bund und Ländern möglichst bis zum Jahr 2036 aushandeln.

Zu dem Vorschlag soll am Donnerstag ein Beschluss gefasst werden. Der Verband der Verkehrsunternehmen (VDV) nannte derweil die finanzielle Situation im deutschen Nahverkehr „dramatisch“: Steigende Kosten bei Personal und Material, gekürzte Förderprogramme und weitere finanzielle Einschnitte stellten die Länder und Kommunen vor große wirtschaftliche Herausforderungen.

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