Baywa-Vorstandsvorsitzender Pöllinger muss den Konzern verlassen

Monatelang hat sich Marcus Pöllinger auf dem Chefsessel der krisengeschüttelten Baywa AG gehalten, am Ende ging es aber ganz schnell. Wie Deutschlands größter Agrarkonzern am Donnerstag Nachmittag in einer Adhoc-Meldung bekanntgab, scheidet der 45 Jahre alte Manager „zum Ablauf des 31. Oktober 2024 einvernehmlich aus dem Vorstand“ aus. Damit nicht genug: Auch sein Finanzvorstand Andreas Helber muss gehen, allerdings erst Ende März kommenden Jahres. Zum Vorstandsmitglied wurde Michael Baur bestellt, bisher Chief Restructuring Officer und Generalbevollmächtigter der Baywa.

Damit zieht der Aufsichtsrat um den neuen Vorsitzenden Gregor Scheller die Konsequenzen aus einer beispiellosen Führungskrise in dem 100 Jahre alten, genossenschaftlich geprägten Unternehmen.

Die Baywa mit Sitz in München ist nach zahlreichen Zukäufen unter der Regie von Pöllingers Vorgänger Klaus Lutz mit fast 6 Milliarden Euro verschuldet. Anfang Juli hatte das börsennotierte Unternehmen, das 24.000 Mitarbeiter beschäftigt, über eine „angespannte Finanzierungslage“ berichtet und ein Sanierungsgutachten in Auftrag gegeben. Seitdem arbeiten Sanierungsexperten von Roland Berger an dem Gutachten, das aufzeigen soll, wie die Baywa überlebensfähig aufgestellt werden kann. Neben den hohen Finanzschulden stellt auch der Preisverfall im Handel mit Solarpanelen die Baywa vor ernste Schwierigkeiten. Zum Problemfall mutierte hier die Tochtergesellschaft Baywa r.e., die Solar- und Windparks in aller Welt errichtet, für deren Finanzierung aber die Mittel des Mutterkonzerns über Gebühr beansprucht werden.

Pöllinger hatte vor nicht einmal zwei Jahren die Nachfolge des langjährigen Baywa-Chefs Lutz angetreten. Seine Ernennung war damals keine Überraschung, schließlich galt er im Unternehmen als Lutz` Ziehsohn. In den zurückliegenden Monaten war es ihm jedoch nicht gelungen, die Misere zu stoppen. Im Gegenteil: Auf der Hauptversammlung im Juni, nur wenige Wochen vor der Schreckensnachricht, hatte er keinerlei Hinweise auf eine Krisensituation gegeben. Dabei machten sich etliche Aktionäre, Mitarbeiter und Kunden schon seit Mitte Januar Sorgen um den Zustand des bayrischen Traditionskonzerns: Ein dubioser Streit zwischen Pöllinger und seinem Amtsvorgänger Lutz über Verstöße gegen die Grundsätze guter Unternehmensführung ließ bereits erahnen, dass es bei der Baywa drunter und drüber geht.

Neuer starker Mann bei der Baywa ist nun Neu-Vorstand Baur. Der 56 Jahre alte, erfahrene Restrukturierer kommt von der Beratungsgesellschaft Alix Partners. Baur hatte zuletzt den angeschlagenen Autozulieferer Benteler vorzeitig in die Erfolgsspur zurückgebracht. Dieses Kunststück soll er nun in München wiederholen.

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