Bahnchefin plant Entlassungen: Kahlschlag im Bahntower

Die neue Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn, Evelyn Palla, will im Zuge des Unternehmensumbaus fast jede dritte Stelle in der Konzernleitung streichen. „Die Vorgabe aus dem Personalsenkungsprogramm von 20 Prozent wollen wir aufstocken und die Konzernleitung um mindestens 30 Prozent verkleinern“, sagte Palla bei der Vorstellung der neuen Konzernstruktur im Bahntower in Berlin, knapp zehn Wochen nach ihrem Amtsantritt.

Derzeit arbeiten in der Bahnholding, die den Staatskonzern mit mehr als 200.000 Beschäftigten allein in Deutschland lenkt, rund 3500 Mitarbeiter. „Wir werden uns von allem trennen, was nicht dazu beiträgt, dass mehr Züge, bessere Züge und zuverlässigere Züge fahren“, sagte Palla. Welche Stellen konkret wegfallen und wie die Leitungsebene der Bahn in Zukunft genau dimensioniert sein wird, soll bis zur Jahresmitte 2026 entschieden werden.

Zwei Vorstandsmitglieder weniger

„Wir wollen schneller, schlanker und dezentraler werden“, sagte Palla über die Umbaumaßnahmen im Unternehmen. Darauf zielen auch die Neuerungen in der Konzernstruktur, die der Aufsichtsrat am Montag abgesegnet hat und die schon ab dem 1. Januar 2026 gelten: So wird der Konzernvorstand der Bahn von acht auf sechs Mitglieder verkleinert. Die Vorstandsressorts Technik und Digitalisierung sowie In­frastruktur entfallen. Zwischen Vorstand und der ersten Führungsebene wird eine Zwischenebene komplett gestrichen. Die unterhalb des Bahnvorstands angesiedelten Organisationseinheiten werden von 43 auf 22 fast halbiert.

Auch bei den Tochtergesell­schaften DB Fernverkehr und DB Regio werden die Vorstände verkleinert. Bei der Infrastrukturgesellschaft DB Infrago wird die Verantwortung für Baustellen und Betrieb in einem Vorstandsressort gebündelt, um die Interessenskonflikte zwischen Bauen und Fahren im Schienennetz besser ausgleichen zu können.

Bahn wird sich auch künftig entschuldigen müssen

„Den Kunden ist es egal, wie viele Vorstände die Bahn hat, ihnen ist es wichtig, dass die Züge verlässlich fahren“, sagte Palla. Die Sanierung der Schiene könne zwar nicht über Nacht erfolgen. Die Strukturen, unter denen das Unternehmen an den Herausforderungen arbeite, ließen sich aber kurzfristig ändern. Um die Bahn unternehmerischer zu machen, liege die operative Verantwortung künftig auf der Ebene der einzelnen Geschäftsfelder. Hier sollen künftig auch Maßnahmen zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit der Bahn entwickelt werden. Im Bahntower werden die Maßnahmen nur noch koordiniert. Dazu wird direkt bei der Bahnchefin eine „Drehscheibe“ zur Qualitätssteuerung eingerichtet.

„Wir müssen weg von einer Entschuldigungskultur und hin zu einer Entscheidungskultur“, sagte Palla über den Wandel, den sie mit der neuen Struktur anstoßen will. Bei vielen Bahnkunden wird sich der Konzern aber auch im neuen Jahr entschuldigen müssen. Denn mit Blick auf die Pünktlichkeit im Fernverkehr geht es laut Palla zunächst darum, den seit Jahren schlechter werdenden Wert bei 60 Prozent zu stabilisieren. Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) hat dem Konzern in seiner Bahnstrategie bis 2029 ein Ziel von 70 Prozent vorgegeben. Das sei weiter realistisch, betonte die Bahnchefin.

Einen neuen Eröffnungstermin für den Bahnhof Stuttgart 21 nannte Palla nicht. „Wir wollen zunächst eine lückenlose Aufklärung, warum der Termin nicht zu halten war“, sagte sie zur neuerlichen Absage der zuletzt für Mitte 2026 avisierten Eröffnung. Dabei gehe es auch um die Überprüfung der Leistungsfähigkeit des Dienstleisters Hitachi Rail. Die Bahn hatte den Verzug bei der Fertigstellung des größten digitalen Verkehrsknotens in Europa zuletzt auch mit Problemen im Zusammenhang mit der Technik von Hitachi begründet.

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