Aurubis: Wer sich nun um die Finanzen kümmert

Drei von vier Vorständen müssen gehen: das war im Januar die Entscheidung des Kupferspezialisten Aurubis nach dramatischen Diebstahls- und Betrugsfällen mit Schäden um 200 Millionen Euro. Jetzt ist klar, wer künftig die Finanzen des Hamburger Unternehmens unter Kontrolle haben soll. Steffen Hoffmann wurde zum 1. Oktober als Chief Financial Officer berufen. Er wird zunächst für drei Jahre die Aufgaben von Rainer Verhoeven übernehmen, der zur Jahresmitte gehen muss.

Der 54 Jahre alte Hoffmann studierte in Karlsruhe Wirtschaftsingenieurwesen und ergänzte um einen MBA in Massachusetts, bevor er seine Karriere bei Mercedes startete. Dort habe er unter anderem CFO-Positionen in Europa und Asien inne gehabt, heißt es in einer Mitteilung von Aurubis. Zuletzt verantwortete der gebürtige Stuttgarter die Bereiche Treasury und Investor Relations des Dax-Konzerns Mercedes-Benz.

Gleich zwei Betrugsfälle mit unterschiedlichen Tätern

Hoffmann wird in Hamburg einen Konzern antreffen, dessen Belegschaft aufgewühlt ist von den Kriminalfällen, die in den vergangenen Monaten aufgedeckt wurden. Zunächst stand die traditionsreiche Kupferhütte im Mittelpunkt einer Großrazzia im vorigen Juni, bei der die Ermittler sogar mit Panzer-Wagen das Anwesen eines Clanchefs stürmten.

Es ging um den Verdacht, dass eine Gruppe von Kriminellen bei dem Hamburger Unternehmen Edelmetalle im Wert von 20 Millionen Euro gestohlen haben dürften – und zwar mit Unterstützung von Aurubis-Mitarbeitern. Gegen ein halbes Dutzend Täter, die allesamt geständig waren, hat das Landgericht im Februar Haftstrafen von bis zu fünf Jahren und zehn Monaten verhängt. Aufgrund von entschlüsselten Chatprotokollen der vermeintlich abhörsicheren Encrochat-Handys geht das Gericht davon aus, dass der Hautpangeklagte selbst gar nicht der Kopf der Bande war.

Andere Täter, anderes Vorgehen: Das gilt für einen Betrugsfall, der Ende August aufflog und eine viel größere Dimension hat. Dabei wurden Edelmetalle nicht gestohlen, sondern quasi erfunden, indem Proben aus Recyclinglieferungen gefälscht wurden, was wegen der wochenlang dauernden Aufbereitung nicht so einfach auffiel. Allein im vergangenen Geschäftsjahr mussten Fehlbestände an Edelmetallen von 170 Millionen Euro abgeschrieben werden. Auch in diesem Fall brauchten die Kriminellen die Mitarbeit von Aurubis-Beschäftigten. Aufgeklärt ist der Fall aber noch nicht.

Aufgeschreckt von diesen beiden großen Kriminal-Fällen verschärfte Aurubis die Sicherheitsmaßnahmen – und musste bald feststellen, dass wirklich dreiste Diebe am Werk sind. So ertappte ein Zivilfahnder Anfang des Jahres einen weiteren Dieb quasi auf frischer Tat, als er mit einem schweren Rucksack das Fabrikgelände verlassen wollte.

Welche Rolle der künftige Finanzvorstand in diesem Kontext übernehmen kann oder soll, wird in der Aurubis-Mitteilung nicht thematisiert. „Seine langjährige Erfahrung in internationalen Finanzthemen wird er für die Umsetzung der Wachstumsstrategie der Aurubis AG einbringen und damit zur erfolgreichen Umsetzung der Projekte entscheidend beitragen“, lässt sich Aufsichtsratschef Fritz Vahrenholt in der Mitteilung lediglich zitieren.

Wer die erhoffte Wachstumsstrategie aber als künftiger Vorstandschef der Aurubis AG vorantreiben wird, bleibt vorläufig noch unklar. Der Prozess laufe, heißt es auf Nachfrage lediglich. Der 61 Jahre alte Roland Harings, der den Chefposten vor fünf Jahren übernommen hatte und das Unternehmen zu neuen Rekordergebnissen führte, soll zum Ende des Geschäftsjahres 2023/24 am 30. September gehen. Ende Februar hat schon Produktionsvorstand Heiko Arnold seinen Posten räumen müssen. An seiner Stelle wechselte interimistisch Markus Kramer als Chief Transformation Officer in den Vorstand, was die Tätigkeit als Arbeitsdirektor sowie die Verantwortung für den Arbeitsschutz einschließt. Kramer, der seit einem Jahr dem Aurubis-Aufsichtsrat angehörte, war lange Jahre bei BASF.

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