Aufwachsen mit Queen Elizabeth II: Wir weinen um uns selbst

Meine erste Erinnerung handelt von Königin Elisabeth II. Ich
war fast vier, und mein Vater nahm mich mit in die Stadt, um an der Krönung
teilzunehmen. Wir standen in der Menschenmenge irgendwo in der Nähe von
Buckingham Palace und sahen beide nichts. Dann gab es Hochrufe, mein Vater hob
mich auf die Schultern, und ich sah ganz weit weg eine kleine goldene Kutsche
mit einem winzigen weißen winkenden Handschuh.

Mein Vater war Immigrant. Die Familie meiner Mutter hingegen
war mit dem Empire verflochten. Alle hatten dort gedient. Als Junge blätterte
ich fasziniert in einer Enzyklopädie, in der die halbe Welt rot eingefärbt war.
Das alles gehörte uns! Drei Jahre nach der Krönung Elizabeths fuhren auch wir –
mit dem Schiff – in die Ferne nach Kuala Lumpur. Jeden Morgen sangen wir in der
Schule God Save The Queen. 1957 aber mussten wir umlernen. Denn Malaya –
später Malaysia – war unabhängig geworden. Fortan sangen wir die neue
Nationalhymne, Negaraku. Zum ersten Mal dämmerte mir, dass es mit den
Besitzungen der Königin, „über denen die Sonne nie untergeht“, nicht so weit
her war. Über dem Empire ging die Sonne sehr schnell unter. Elizabeth II fiel
die Aufgabe zu, Konkurs- und Nachlassverwalterin zu sein.

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