Asteroid YR4 steuert Richtung Erde – Europäische Weltraumorganisation stuft Wahrscheinlichkeit des Einschlags hoch

Asteroid YR4 steuert Richtung Erde – Europäische Weltraumorganisation stuft Wahrscheinlichkeit des Einschlags hoch

Die Europäische Weltraumorganisation ESA stuft die Einschlagswahrscheinlichkeit für den Asteroiden YR4 noch einmal hoch. „Eine der höchsten Wahrscheinlichkeiten für einen Einschlag, die es je gab“, hatte zuvor schon ein Experte gesagt. Erste Vorbereitungen werden getroffen.

Am 22. Dezember 2032 wird der Asteroid 2024 YR4 der Erde sehr nah kommen. Das Risiko eines Einschlags wurde von Astronomen der Europäischen Weltraumorganisation ESA jetzt auf 2 Prozent angehoben. Es lag Ende Januar bei 1,2 Prozent und wurde Anfang Februar schon einmal auf 1,6 Prozent gehoben. Nun also 2 Prozent, was immer noch eine geringe Wahrscheinlichkeit bedeutet.

Aber bereits zu den 1,2 Prozent hatte David Rankin vom Teleskopsystem Catalina Sky Survey auf Bluesky geschrieben, sie sei „eine der höchsten Wahrscheinlichkeiten für einen Einschlag eines Gesteinsbrockens von bedeutender Größe, die es je gab“. Er sagte das mit Blick auf bisher erfasste Daten, die allerdings nur einen winzigen Zeitraum der Erdgeschichte umfassen.

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Eine gewaltige Explosion im Himmel mit einer Energie hundertmal größer als die der Hiroshima-Bombe, ein gleißender Blitz und Schockwellen, die alles im Umkreis von mehreren Kilometern vernichten – dieses Szenario klingt apokalyptisch. Es könnte laut Wissenschaftlern aber Realität werden, wenn der neu entdeckte Asteroid 2024 YR4 mit der Erde zusammenprallen sollte. Dazu könnte es zumindest theoretisch in knapp acht Jahren kommen – aber Experten sehen trotzdem keinen Grund zur Panik.

Von der ESA hieß es, dass die berechnete Einschlagswahrscheinlichkeit eines noch fernen Asteroiden nach weiteren Beobachtungen oft auf null sinke. Ein ähnliches Szenario habe es bereits 2004 gegeben: Die Wahrscheinlichkeit, dass der Asteroid Apophis 2029 auf die Erde trifft, lag zunächst bei 2,7 Prozent. Inzwischen wird eine Kollision ausgeschlossen.

Die Druckwelle würde Schäden anrichten

Der Asteroid hat einen Durchmesser von 40 bis 100 Metern und ist derzeit etwa 27 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Er wurde am 25. Dezember automatisch von einem Teleskop erfasst. Auf der sogenannten Turiner Skala wird er mit 3 eingestuft. Das bedeutet, dass es sich um eine engere Annäherung eines Himmelskörpers an die Erde handelt, die die Aufmerksamkeit von Astronomen erfordert.

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Liegt die Wahrscheinlichkeit eines Einschlags bei mindestens einem Prozent, schaltet sich das Internationale Asteroiden-Warnnetzwerk (IAWN) ein und sammelt Daten.

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Sollte 2024 YR4 tatsächlich die Erde treffen, könnte er in der Atmosphäre explodieren und mit einer Druckwelle und Hitze Schäden anrichten, wie es hieß. Er könnte auch einen Krater mit einem Durchmesser von mehr als einem Kilometer verursachen. Ein Asteroid dieser Größe schlägt der ESA zufolge im Mittel alle paar Tausend Jahre auf der Erde ein. Das Einschlagsgebiet könnte laut IAWN über dem östlichen Pazifik, dem Norden Südamerikas, dem Atlantik, Afrika, dem Arabischen Meer oder Südasien liegen.

2024 YR4 sei kein sogenannter Planetenkiller, der das Leben auf der Erde auslöschen könnte, wurde der Leiter der Asteroidenabwehr bei der ESA, Richard Moissl, unter anderem im „Münchner Merkur“ zitiert. „Es ist kein Grund zur Beunruhigung“, sagte der Wissenschaftler. „Wir gehen davon aus, dass es ein naher oder auch sehr erdnaher Vorbeiflug wird.“

In den nächsten Monaten wird sich der Asteroid nach ESA-Angaben auf seiner langgestreckten Umlaufbahn um die Sonne zunächst von der Erde entfernen und aus dem Blickfeld verschwinden. Zu beobachten sei er dann erst wieder im Jahr 2028. Derzeit ist 2024 YR4 nur als winziger Lichtpunkt im Teleskop zu sehen.

Kein Grund zur Panik also, beruhigen Wissenschaftler. Aber Anlass genug, „dem Ganzen viel Aufmerksamkeit zu schenken und so viele Ressourcen wie möglich für die Beobachtung bereitzustellen“, sagt Bruce Betts von der Organisation Planetary Society.

Der schlimmste Asteroideneinschlag ereignete sich vor 66 Millionen Jahren, als ein zehn Kilometer großer Gesteinsbrocken aus dem Weltraum einen globalen Winter auslöste, der die Dinosaurier und 75 Prozent aller Arten auslöschte.

So verheerend wäre 2024 YR4 bei Weitem nicht. Aber trotzdem: „Wenn er über Paris, London oder New York einschlägt, wird die gesamte Stadt und ein Teil der Umgebung ausgelöscht“, sagt Betts. Vergleichbar sei ein Einschlag des neu entdeckten Asteroiden eher mit dem Tunguska-Ereignis, als ein 30 bis 50 Meter großer Asteroid oder ein Kometenstück 1908 über Sibirien explodierte und 80 Millionen Bäume auf einer Fläche von 2000 Quadratkilometern vernichtet worden seien. Auch 2024 YR4 würde voraussichtlich am Himmel explodieren, anstatt einen Krater in der Erde zu hinterlassen, sagt der Wissenschaftler.

Sollte sich das Risiko im Laufe der kommenden Jahre bestätigen, hätte die Menschheit aber genügend Zeit, um sich darauf vorzubereiten, beruhigen Experten. Wissenschaftler arbeiten seit Jahren an Möglichkeiten zur planetaren Verteidigung, sagt der Astronom Andrew Rivkin, der im Labor für angewandte Physik der Johns Hopkins Universität arbeitet.

Rivkin war Teil einer Nasa-Mission, bei der es 2022 gelang, die Flugbahn eines für die Erde ungefährlichen Asteroiden mit einem Raumfahrzeug zu ändern. „Ich sehe keinen Grund, warum das nicht wieder funktionieren sollte“, versichert er. Die Frage sei nur, ob große Nationen eine solche Mission finanzieren würden, wenn ihr eigenes Territorium nicht bedroht wäre.

Wenn andere Maßnahmen scheitern, könnte die Aufprallzone aufgrund der langen Vorwarnzeit auch evakuiert werden. Im Moment brauche „niemand Angst haben“, versichert Fast. Im Gegenteil: Es sei doch ermutigend, dass die Nasa und die internationale Gemeinschaft selbst so weit entfernte und kleine Bedrohungen im Auge hätten.

dpa/AFP/coh

Source: welt.de

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