Im armenisch-aserbaidschanischen Grenzort Khnatsakh fühlen sich Kinder beobachtet, nachts fallen Schüsse. Ein Friedensvertrag ist in Sicht – doch viele glauben nicht mehr daran. Reportage aus einer Region voller Angst
Der armenische Premierminister Nikol Paschinjan (links) und der aserbaidschanische Präsident Ilham Alijew beschließen eine Normalisierung ihrer Beziehungen
Fotos: Xinhua/Imago Images (vorn), Alain Jocard/AFP/Getty Images
Wenn Kinder im armenischen Grenzort Khnatsakh Lesen und Schreiben lernen, sind die Soldaten auf der anderen Seite dabei: „Von ihrem Wachposten aus können sie direkt die Schüler im Klassenzimmer zählen“, sagt eine Lehrerin und zeigt auf den Hügel hinter der Schule, auf dem die blau-rot-grüne Flagge Aserbaidschans weht. Am Tag wirkt das nicht weiter gefährlich: Kleine Häuser schmiegen sich an Berghänge, Vögel zwitschern, auf dem Spielplatz schaukeln zwei Kinder. Doch sobald es dunkel wird, kommt die Angst.
Gor Arakelyan von der Ortsverwaltung sagt: „Seit drei Monaten schießen sie regelmäßig jede Nacht, am Tag nicht.“ Er deutet auf das Kulturzentrum. Im Mai schlugen hier Kugeln ein. Auf dem Toilettenhäusch