Nach dem Höhenflug der vergangenen Jahre haben es die Überflieger aus der Gruppe der „Magnificent Seven“ im noch jungen Börsenjahr 2025 schwer. Lediglich die Facebook-Mutter Meta Platforms kann als einziger Vertreter der „glorreichen Sieben“ eine positive Kursentwicklung seit Jahresbeginn verzeichnen – mit einem Zuwachs von knapp sechs Prozent. Besonders deutlich fällt der Kursverlust beim Elektroautohersteller Tesla aus, dessen Aktienkurs fast 40 Prozent eingebüßt hat.
Aber auch die Apple-Aktie steht unter Druck und verlor seit Anfang 2025 rund 13 Prozent an Wert. Apple könnte jedoch ein Beispiel darstellen, das zeigt, wie Anleger bei lange Zeit haussierenden Aktien nun endlich Einstiegsmöglichkeiten nutzen könnten. Auch investierte Anleger sind gut beraten, Ruhe zu bewahren. Panikverkäufe erweisen sich selten als sinnvoll, da sie oft aus Angst vor noch größeren Verlusten überhastet erfolgen – häufig genau dann, wenn die Talsohle fast erreicht ist. Die anschließende Erholung wird dann verpasst.
Das richtige Timing gelingt nur selten
Zu allem Überfluss versuchen Anleger oft, verspätet von der Erholung zu profitieren, und steigen zu überhöhten Kursen wieder ein. Dies gilt umso mehr für Apple, denn hier handelt es sich nicht um irgendein Unternehmen. In den vergangenen Jahren haben sich bereits einige Short-Seller die Finger verbrannt, auch wenn das iPhone-Unternehmen wohl aktuell kurzfristig dennoch vor einigen Herausforderungen steht:

In China beispielsweise sorgen Probleme am Immobilienmarkt und ein schwächeres Wirtschaftswachstum für eine gedämpfte Konsumnachfrage. Gleichzeitig wächst die Konkurrenz vor Ort, während Apple dort bislang keine marktreifen KI-Funktionen anbieten konnte. Hinzu kommen der Handelsstreit und Zolldrohungen. Zudem wirkte sich die verzögerte Einführung neuer KI-Funktionen für den Sprachassistenten Siri kurzfristig negativ aus. Für Morgan-Stanley-Analyst Erik Woodring war dies einer der Gründe, sein Kursziel jüngst für die Apple-Aktie von 275 auf 252 Dollar zu senken. Dennoch wurde das „Overweight“-Rating für das Papier des iPhone-Konzerns bestätigt.
Aus Analystensicht bedeutet die verspätete Einführung eines fortschrittlicheren Siri, dass Apple weniger Features zur Verfügung stehen, um die iPhone-Upgrade-Raten im Geschäftsjahr 2025/26 anzukurbeln. Daher reduzierte Woodring seine Prognosen für die iPhone-Verkäufe in den Jahren 2025 und 2026 um eine beziehungsweise fünf Millionen Einheiten auf nun 230 beziehungsweise 243 Millionen. Morgan Stanley geht nun von einem „flacheren“ Austauschzyklus aus. Zudem kalkuliert die Bank für 2025 mit höheren Produktkosten von zwei Milliarden Dollar, um potentielle China-Zölle zu berücksichtigen – auch wenn davon ausgegangen wird, dass Apple die meisten Abgaben abfedern kann. Infolgedessen wurden die Umsatz- und Gewinnprognosen für das Geschäftsjahr 2025/26 gesenkt.
Die Auswirkungen der späteren Siri-Aktualisierung
Auch Citigroup-Analyst Atif Malik sah die Verzögerung bei der „mit Spannung erwarteten“ Siri-Aktualisierung im April (iOS 18.4) als Anlass, seine Prognosen für die iPhone-Verkäufe nach unten anzupassen. Allerdings bleibt er optimistisch, dass Apple bei der Einführung von Apple Intelligence in China Fortschritte machen wird. Bereits im ersten Quartal 2024/25 (Ende Dezember) zeigte sich, welchen positiven Einfluss KI-Features auf die Absätze haben können.
Apple-Chef Tim Cook betonte in der Telefonkonferenz, dass im ersten Quartal mehr iPhones aufgerüstet worden seien als je zuvor. Dank Apple Intelligence und neuer KI-Funktionen würden Kunden verstärkt ihre alten Geräte gegen ein iPhone 16 eintauschen. In Märkten mit Apple Intelligence seien die Verkaufszahlen stärker gestiegen – in China sei dies bislang jedoch nicht der Fall. Dort erzielte Apple zwischen Oktober und Dezember 2024 einen Umsatz von 18,5 Milliarden US-Dollar, was einem Rückgang von elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Bruttomarge auf Rekordwert
Konzernweit stiegen die Erlöse hingegen um vier Prozent auf 124,3 Milliarden US-Dollar. Der bereinigte Gewinn je Aktie erreichte 2,40 US-Dollar und lag damit über den Konsensschätzungen von 2,35 US-Dollar. Zudem erreichte die Bruttomarge mit 46,9 Prozent einen neuen Rekordwert – unter anderem aufgrund der wachsenden Bedeutung margenstarker Dienstleistungen wie App-Store-Käufe oder Apple Payments. Bank-of-America-Analyst Wamsi Mohan verwies in diesem Zusammenhang auf Daten von Sensor Tower, die darauf hindeuten, dass Apples App-Store-Umsätze im zweiten Quartal (Ende März) nach 65 Tagen um 14 Prozent auf 5,3 Milliarden US-Dollar gestiegen sind. Auch deshalb stuft die Bank of America die Apple-Aktie weiterhin mit „Buy“ ein und belässt das Kursziel bei 265 US-Dollar.
Letztlich zeigen die aktuellen Diskussionen um kleinere Produktinnovationen eines: Apple ist längst nicht mehr der hochgehypte Technologiekonzern von früher. Stattdessen ist die Aktie des iPhone-Herstellers als defensiver Wachstumswert einzustufen, der aufgrund seines ausgereiften Produktangebots sukzessive Umsatz- und Ergebnisverbesserungen erzielt.
So mancher Marktteilnehmer wird bei Entwicklungen, wie sie derzeit bei Apple zu beobachten sind, nervös. Die Vergangenheit hat aber gezeigt: Größere Kursrücksetzer waren bei Apple stets die beste Gelegenheit, um von der anschließenden Fahrtaufnahme überproportional zu partizipieren. Und jeder, der Apple-Produkte kennt, weiß, warum sich das Unternehmen in seiner Marktposition befindet. Dazu vielleicht auch ein Blick auf ein Langfrist-Engagement in der Aktie. Wer vor zehn Jahren in Apple investierte, konnte seinen Einsatz fast versiebenfachen. Oder anders gesagt: In den vergangenen zehn Jahren hat die Apple-Aktie durchschnittlich 24 Prozent p.a. gewonnen – Langeweile sieht anders aus.
Source: faz.net