Apple hat aus seinem App Store einen Dienst entfernt, der der amerikanischen Regierung seit Monaten ein Dorn im Auge ist. Die App heißt „ICE Block“, und sie zeigt Standorte von Agenten der Einwanderungsbehörde ICE an. Nutzer können auf der App anonym teilen und verfolgen, wo sich gerade solche Agenten befinden. Sie war offenbar bis zu ihrem Rauswurf aus dem App Store sehr beliebt. Nach letzten Angaben ihrer Betreiber hatte sie mehr als eine Million Nutzer.
Die US-Justizministerin Pam Bondi sagte am Freitag, ihre Behörde habe von Apple verlangt, die App zu entfernen, und der Konzern habe Folge geleistet. Sie fügte hinzu: „ICE Block ist konzipiert, um ICE-Agenten nur dafür, dass sie ihre Arbeit leisten, einem Risiko auszusetzen, und Gewalt gegen Strafverfolgungsbehörden ist eine nicht zu tolerierende rote Linie, die nicht überschritten werden darf.“ Apple teilte mit, die Entscheidung sei „auf Basis von Informationen von Strafverfolgungsbehörden über Sicherheitsrisiken, die mit ICE Block in Verbindung gebracht werden“, gefallen.
Es kommt äußerst selten vor, dass Apple eine App auf Verlangen der US-Regierung entfernt. Dies ist vielmehr etwas, das der Konzern eher in China tut. Einen öffentlichkeitswirksamen und sehr ähnlichen Fall gab es im Jahr 2019 im Zusammenhang mit den damaligen Protesten in Hongkong. Damals zog Apple ein Programm aus dem App Store zurück, das Demonstranten Standorte von Polizisten anzeigte. Nach Angaben in einem jährlichen Transparenzreport, den das Unternehmen herausgibt, hat es 2024 insgesamt 1730 Apps aus dem App Store entfernt, nachdem Regierungen dies gefordert hatten. Davon entfielen 1307 auf China und keine einzige auf die USA.
App-Entwickler üben scharfe Kritik an Apple
Joshua Aaron, der Entwickler von ICE Block, hat den iPhone-Hersteller nach dem Rauswurf seiner App scharf kritisiert und ihm vorgeworfen, „vor einem autoritären Regime zu kapitulieren“. Apple behaupte, von Behörden informiert worden zu sein, dass ICE Block dazu da sei, Mitarbeiter von Strafverfolgungsbehörden zu schaden, aber das sei falsch. Aaron sagte weiter, er wolle gegen den Rauswurf der App kämpfen.
Die ICE Block-App kam im April heraus, und sie gewann im Laufe des Sommers an Popularität, nachdem verschiedene Medien über sie berichtet hatten. Zeitweise war ICE Block die meisten heruntergeladene App im App Store in der Kategorie für soziale Netzwerke. Schon damals äußerten Regierungsvertreter ihren Unmut über das Programm. Justizministerin Bondi sagte dem Fernsehsender „Fox News“, die App sei eine Bedrohung für das Leben von ICE-Mitarbeitern. Sie drohte Aaron persönlich: „Wir schauen ihn uns an, und er sollte besser aufpassen.“ Heimatschutzministerin Kristi Noem sagte, sie erwäge auch, gegen den Fernsehsender CNN vorzugehen, weil er über die App berichtet habe. Sie sagte, damit ermutige CNN die Menschen, „die Aktivitäten von Strafverfolgungsbehörden zu vermeiden“.
App-Entwickler Aaron konterte in einem Interview mit „MSNBC“: „Nur zu, kommt mir hinterher. Ihr könnt mich so viel dämonisieren, wie Ihr wollt.“ Die App sei vom Recht auf freie Rede in der Verfassung gedeckt, nichts an ihrer Entwicklung oder ihrer Nutzung sei illegal. Sie stifte nicht zu Gewalt an und sei lediglich eine Art „Frühwarnsystem“, ähnlich wie Dienste, die vor Radarfallen im Straßenverkehr warnten. „Wenn Du eine Warnung siehst, dass ICE gesichtet wurde: Dreh‘ Dich einfach um und sorge dafür, dass Deine Familie und Du in Sicherheit sind.“
Die App hat ihren Nutzern selbst eine Warnung eingeblendet: „Die Nutzung dieser App ist nur für Zwecke der Information und der Benachrichtigung gedacht. Sie soll nicht dafür verwendet werden, zu Gewalt anzustiften oder Strafverfolgungsbehörden zu behindern.“
FBI-Direktor bringt App mit Anschlag in Verbindung
Kash Patel, der Direktor der Bundespolizei FBI, hat Apps wie ICE Block mit einem Anschlag auf eine ICE-Niederlassung im texanischen Dallas im September in Verbindung gebracht. Dabei wurden zwei inhaftierte Personen getötet. Patel sagte, der Schütze habe Apps benutzt, die Standorte von ICE-Agenten anzeigen.
Neben ICE Block hat Apple auch noch einige andere Apps entfernt, die einen ähnlichen Zweck erfüllt haben. ICE Block war aber die mit Abstand meistgenutzte dieser Apps. Auch Google hat am Freitag einige solcher Apps von seiner Plattform genommen, ICE Block wurde dort aber nicht angeboten.
Apple hat ähnlich wie andere große amerikanische Techkonzerne versucht, sich gut mit der Trump-Regierung zu stellen. Der Konzern hat gerade mit Blick auf die Zollpolitik viel zu verlieren, weil er die meisten seiner Geräte in China und anderen asiatischen Ländern fertigen lässt. Trump hat Apple zwischenzeitlich mit Zöllen von 25 Prozent auf alle importierten iPhones gedroht. Um Entgegenkommen zu zeigen, war Vorstandschef Tim Cook im August im Weißen Haus und hat zusätzliche Investitionen von 100 Milliarden Dollar in den USA angekündigt. Er überreichte Trump damals auch eine Glasplakette mit einem goldenen Sockel.