Antiziganismus in Berlin: Meldestelle verzeichnet rund 250 antiziganistische Vorfälle in Berlin

Antiziganismus in Berlin: Meldestelle verzeichnet rund 250 antiziganistische Vorfälle in Berlin

Die Dokumentationsstelle Antiziganismus (Dosta) hat für 2024 in Berlin nach eigener Aussage 247 Vorfälle mit antiziganistischem Bezug verzeichnet. Das geht aus dem Jahresbericht der Dosta hervor, die Teil der bundesweiten Melde- und Informationsstelle Antiziganismus (MIA) ist. 2023 waren es in Berlin noch 210 Vorfälle. Die Dunkelziffer dürfe deutlich höher liegen, heißt es in dem Bericht.

Vor allem in drei Lebensbereichen häufen sich demnach die Diskriminierungen gegen Sinti und Roma: im Kontakt zu Behörden (49 Fälle), in Schulen oder anderen Bildungsorten (47) und in der Öffentlichkeit (45). Allein in diesen drei Bereichen gab es mehr als die Hälfte aller Meldungen. 

In Ämtern teils offener Rassismus

Die Formen der Diskriminierung variieren. Bei Anträgen auf staatliche Leistungen kam es laut dem Bericht vor, dass Betroffene Unterlagen einreichen sollten, die irrelevant waren. In anderen Fällen wurden sie abwertend oder rassistisch beleidigt. So schüchterte eine Jobcenter-Mitarbeiterin einen rumänischen Staatsbürger ein und sagte, dass Deutschland kein Interesse habe, jemanden wie ihn aufzunehmen – er solle dahin zurückgehen, wo er herkomme.

In Schulen wurden Kinder und Jugendliche mit tatsächlichem oder fremd zugeschriebenem Roma-Hintergrund laut Dosta/MIA Opfer von rassistischem Mobbing durch Mitschüler oder Lehrende. In der Öffentlichkeit seien Sinti und Roma mit dem Z-Wort beleidigt, bedroht und tätlich angegriffen worden. Durch den Aufstieg rechter Parteien und den Rechtsruck der Mitte wachse die Bedrohung und werde immer brutaler, heißt es in dem Bericht.

Auch Politik und Medien in der Kritik

Zum ersten Mal wird in dem Jahresbericht auch der Bereich Politik aufgeführt, in dem Dosta/MIA rassistisch geprägte politische Debatten erfasst. Der Bericht listet neun Vorfälle in diesem Bereich auf und nennt als Beispiel mehrere Reden, in denen AfD-Politiker Sinti und Roma rassistisch unter anderem als „Bettelbanden“ abwerteten. Auch einige mediale Debatten kritisiert Dosta/MIA demnach als rassistisch und negativ eingefärbt.

Die Dokumentationsstelle fordert, den Diskriminierungsschutz zu verstärken. Dabei seien politischer Wille und Haltung gefragt. Der stetige Anstieg der Fallzahlen, aber auch die aktuellen politischen Entwicklungen zeigten eindeutig, dass es einen hohen Handlungsbedarf gebe.

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