Der wegen antisemitischer Äußerungen in Verruf geratene US-Rapper Kanye West hat erneut für Empörung gesorgt. „Ich mag Hitler“ und „ich liebe Nazis“, sagte der Musiker und Modeunternehmer in einem Interview mit dem bekannten ultrarechten Verschwörungstheoretiker Alex Jones. „Ich sehe auch gute Dinge bei Hitler.“
„Dieser Kerl (…) hat Autobahnen erfunden und das Mikrofon, das ich als Musiker benutzt habe“, sagte der Rapper, der sich in Ye umbenannt hat und bei dem Interview eine schwarze Maske trug, die sein gesamtes Gesicht verdeckte. „Man kann nicht laut aussprechen, dass diese Person jemals was Gutes getan hat, und ich mache das nicht mehr mit.“
Als Jones entgegenhielt, die Nazis hätten „richtig schlechte Dinge“ getan, antwortete West: „Aber sie haben auch gute Dinge getan. Wir müssen aufhören, die Nazis die ganze Zeit zu dissen. (…) Ich liebe Nazis.“ Bei dem Interview auf Jones‘ Plattform Infowars war auch der bekannte Antisemit und Holocaust-Leugner Nick Fuentes anwesend, mit dem West vergangene Woche bei Ex-Präsident Donald Trump zu Abend gegessen hatte.
Verschwörungstheoretiker, Holocaust-Leugner, Antisemiten
Die Äußerungen des Rappers sorgten umgehend für empörte Reaktionen. Die Organisation Republican Jewish Coalition, die sich als Brücke zwischen der Republikanischen Partei und der Jüdischen Gemeinschaft ansieht, bezeichnete West als „abscheulichen, widerwärtigen Fanatiker, der die jüdische Gemeinschaft mit Drohungen und nazi-artiger Verleumdung ins Visier genommen hat“. West, Fuentes und Jones bildeten ein „widerliches Triumvirat von Verschwörungstheoretikern, Holocaust-Leugnern und Antisemiten“.
Der israelische Botschafter in den USA, Michael Herzog, äußerte sich „angewidert“ über das West-Interview. „In einer Zeit, in der Antisemitismus zunimmt, ist es alarmierend, dass eine solche abscheuliche Rhetorik eine Plattform bekommt und legitimiert wird.“
Verkauf von rechtem Netzwerk Parler an West abgesagt
Kurz nach den Äußerungen verkündete das rechte Online-Netzwerk Parler , dass sein geplanter Verkauf an West abgesagt worden sei. Diese Entscheidung sei im gegenseitigen Einverständnis bereits Mitte November getroffen worden, erklärte das Parler-Mutterhaus Parlement Technologies auf Twitter.
West und Parler hatten Mitte Oktober verkündet, dass der Rapper das 2018 gegründete Online-Netzwerk kaufen wolle. Dieses hatte sich in den vergangenen Jahren besonders bei Trump-Anhängern etabliert. Es gewann unter ihnen zusätzlich an Popularität, nachdem Trump infolge des Sturms auf das Kapitol am 6. Januar 2021 von Twitter und anderen Plattformen verbannt worden war. West hatte seine Kaufabsicht für Parler damit begründet, dass er die „Meinungsfreiheit“ verteidigen wolle.
Adidas und Balenciaga beendeten Zusammenarbeit mit West im Oktober
West, der mit psychischen Problemen kämpft, ist in der Vergangenheit wiederholt mit antisemitischen Äußerungen aufgefallen. Der deutsche Sportartikelhersteller Adidas beendete im Oktober die Zusammenarbeit mit dem 45-Jährigen, nachdem West im Kurzbotschaftendienst Twitter Drohungen gegen Juden ausgesprochen hatte. Auch andere Unternehmen wie die Modemarke Balenciaga haben ihre Partnerschaft mit West eingestellt.
Zuletzt sorgte der jahrelang mit Reality-TV-Star Kim Kardashian verheiratete West für Aufsehen, als er zusammen mit Fuentes bei Trump in dessen Anwesen Mar-a-Lago in Florida zu Abend aß. Trump ist wegen der Begegnung auch in den eigenen Reihen massiv unter Beschuss geraten.