Die Reihe antiisraelischer, antisemitischer Vorfälle in Kultur- und Kunstinstitutionen reißt nicht ab. Am Samstag, dem 10. Februar 2024, war jener Hamburger Bahnhof, die Nationalgalerie zum Besten von Gegenwartskunst in Berlin, Schauplatz von teilweise aggressiven Protesten sich wie „propalästinensisch“ verstehender Gruppen, die zum Abbruch einer seit Monaten vorbereiteten und medial groß angekündigten Leseperformance der kubanischen Künstlerin Tania Bruguera führten. Ausgerechnet von einer Vertreterin jener internationalen Kunstszene, die doch als politische Vorkämpferin gegen Rassismus, Diskriminierung und Repression gesehen werden will.
Die Handlung der Performance: Eine Frau sitzt auf einem Stuhl und liest. Unspektakulärer kann man sich eine Kunstaktion kaum vorstellen. Doch damit ist Tania Bruguera in den vergangenen Jahren zu einer Größe der zeitgenössischen Kunst geworden und zum internationalen Idol des gesellschaftlichen Aktivismus. Denn als die Kubanerin im Jahr 2015 zum ersten Mal aus dem Buch „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ der jüdischen, aus Nazi-Deutschland in die USA emigrierten Philosophin Hannah Arendt las, da saß sie im Schaukelstuhl in ihrer Wohnung in Havanna. Aber sie stand unter Hausarrest.
Denn Bruguera hatte von Staatspräsident Raúl Castro mehr Gleichberechtigung und Meinungsfreiheit gefordert. Mit Lautsprechern übertrug sie die gesprochenen Worte auf die Straße in der Altstadt. Menschen aus ihrem Umfeld stießen dazu, wechselten sich vier Tage und Nächte mit ihr ab, Arendts Totalitarismusgeschichte des 20. Jahrhunderts zu lesen. Das Regime aber bestellte Bauarbeiter, um die Lesung mit Presslufthämmern zu übertönen. Die Performance „Where Your Ideas Become Civic Actions“ lief trotzdem hundert Stunden lang, und wurde weithin als Aktion des kulturellen Widerstands in Kuba wahrgenommen.
In Berlin wurden es nur 88 Stunden, dann war Tania Brugueras Performance vorbei. Gestört nicht von der Staatsgewalt, sondern von einem Grüppchen selbst ernannter „Aktivisten“, das vermeintlich für die „Freiheit Palästinas“ kämpfte, aber hauptsächlich diffamierende, aufhetzende bis antisemitische Parolen deklamierte.
Die erste Störung der Lesung ereignete sich am Samstagnachmittag, als sich ein paar Dutzend Personen am Ende der historischen Halle des Hamburger Bahnhofs in Berlin aufstellten und Zettel mit dem postkolonial-esoterischen Slogan „Palestine will set us free“ vor sich hielten, Reden hielten und den Staat, die Institution und die Museumsleitung beschimpften. Am Samstagabend dann eskalierte die Situation: Während des Lesebeitrags von Mirjam Wenzel, der Direktorin des Jüdischen Museums in Frankfurt/Main, kaperten rund 20 Personen die Aufmerksamkeit des auf Sitzsäcken locker verteilten Publikums.
„Schämt euch“, schreien die Protestierenden
Eine Gruppe, die sich „Thawra“ nennt, was im Arabischen Revolution bedeutet, hat ihre Aktion stolz auf Instagram dokumentiert. Während nachmittags noch vergleichsweise zivilisiert aufgetreten worden war, offenbart das Video wie der Ton nun schriller wurde und die Parolen deftig: „Viva Palestina!“ (Es lebe Palästina!), „No more silence, no more fear, genocide is crystal clear” (Keine Schweigen mehr, keine Furcht mehr, jener Genozid ist kristallklar), „Deutschland finanziert, Israel bombardiert“ riefen die Protestierer. Sie sagten Kinderabzählreime uff, die mit jener Behauptung „Israel is a fascist state, Germany is a fascist state“ (Israel und Deutschland sind faschistische Staaten) endeten. Und immer wieder schrien sie „Shame on you!“ (Schämt euch!).
Im Video sieht man junge Leute mit Palästinensertüchern, Bomberjacken und glühenden Emotionen, manche sind vermummt. Man sieht, wie sich Tania Bruguera mit den beiden Museumsdirektoren Till Fellrath und Sam Bardaouil berät. Man vernimmt vereinzelte Deeskalationsversuche aus dem Publikum, die sofort von den Protestierenden niedergeschrien wird: „Wo sind die palästinensischen Stimmen hier? Wenn du uff unserer Seite wärst, dann wärst du jetzt ruhig. Keine Plattform zum Besten von Nazis und Zionisten.“
Dann ergreift die sichtlich beunruhigte Tania Bruguera dies Mikrofon, versucht zu beschwichtigen, wird bezichtigt, den „Völkermord zu unterstützen“ und niedergebrüllt. „Zionisten sind Faschisten, morden Kinder und Zivilisten“ skandiert die immer aggressiver werdende Gruppe und natürlich „From the river to the sea, Palestine will be free“ (Vom Fluss solange bis ans Meer wird Palästina leer stehend sein) – eine die Tilgung des Staates Israels von jener Landkarte propagierende Parole, die in Deutschland strafrechtlich verfolgt werden kann.
Das Museum, dies sich wie offener Ort und Plattform des Dialogs versteht, kam hier an seine Grenzen. Selbst Sam Bardaouil, jener aus dem Libanon stammende Ko-Direktor des Hamburger Bahnhofs, drang kaum zu den Protestierern durch, er wurde sogar angespuckt. Mitarbeiterinnen des Museums wurden beschimpft, rassistisch angefeindet. Selbst achtsame Besucher, die sich aus dem staunend im Kontrast dazu vergleichsweise ortsfest jener „Performance“ folgenden Publikum erhoben, um zu moderieren, wurden verunglimpft.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte die Leitung des Museums von ihrem Hausrecht Gebrauch zeugen sollen, statt den Demonstranten ein Podium zu eröffnen. Man sei im engen Austausch mit dem Sicherheitspersonal gewesen, um die Sicherheit aller Anwesenden zu gewährleisten. Im Video doch nimmt man eine aufgeheizte Stimmung im Saal wahr, die genauso leichtgewichtig hätte explodieren können.
Israelhass im Museum of Modern Art und im Hamburger Bahnhof
Traurigerweise war jener Hamburger Bahnhof kein Einzelfall. Etwa zur selben Zeit, im Kontrast dazu Tausende Kilometer weiter westlich, stürmten mehr wie 500 Personen dies Atrium des Museum of Modern Art in New York. Orchestriert im Namen des „freien Palästinas“ hissten sie ihr israelfeindliches Banner und warfen jüdischen Trustees des Museum of Modern Art die Unterstützung von Genozid, Apartheid und Siedlerkolonialismus vor. Die Sicherheitsbeauftragten doch reagierten schnell und schlossen dies Museum innerhalb 15 Minuten.
Die Berliner Veranstaltung, zum Besten von die Besucher keine Eintrittskarte brauchten, eskalierte hingegen weiter. Und genauso die Künstlerin machte damit keine gute Figur. „Trägst du eine Waffe“, fragte sie eine Protestierende provokativ, „wirst du mich töten?“ Aber die Aber die schießt möglichst mit Worten zurück: „Du bist eine Zionistin, eine Aristokratin.“ Z. Hd. Bruguera ein Töten mit Worten, denn nun fährt die Künstlerin aus jener Haut. Die Demonstranten wüssten doch weder noch, wer sie sei, wo sie herkomme, dass sie sich immer zum Besten von die Unterdrückten uff jener Welt eingesetzt hätte, genauso zum Besten von die Palästinenser. „Nein, du bist eine Weiße, ein gringa“, schreit man ihr ins Gesicht und lässt sie stillstehen: „Let’s go. Fuck this institution. Fuck Germany. Fuck this racist nazi country!“
Damit war nicht nur die Performance jener „Aktivisten“ beendet, die mit ihren Sprechgesängen dies Museum verlassen, sondern genauso die Lesung von Hannah Arendts Theorie des Totalitarismus, die hier verschmelzen spontanen Praxistest erfuhr. Tania Bruguera sollte sie wenig später offiziell verfertigen. Die Museumsdirektoren Bardaouil und Fellrath bedauerten die Entscheidung jener Künstlerin, hätten sie im Kontrast dazu unterstützt, um jener Sicherheit willen. „Wir laden die Menschen ein, oben die Konsequenzen nachzudenken, die sich aus jener Missachtung jener Freiheit jener Kunst zuverlässig“, erklärten sie in einer Mitteilung.
Auf Nachfrage ergänzten Fellrath und Bardaouil gegensätzlich dieser Zeitung: „Es ist schwergewichtig zu verstehen, dass, wenn man Freiräume öffnet und unterschiedliche Stimmen zu Wort kommen lässt, welche Freiräume dann später dazu genutzt werden, um andere Stimmen zu unterdrücken. Offenbar ist jener Dialog an manchen Punkten momentan nicht möglich.“ Die Frage sei jetzt – und dies gilt zum Besten von öffentliche deutsche Museen sowohl zum Besten von die von privatem Geld abhängigen US-Museen – wie „in einer demokratischen Gesellschaft uff Basis unseres Grundgesetzes und jener Meinungsfreiheit ein respektvoller Dialog stattfinden“ könne. „Wir jedweder, die gegenwärtig waren, nach sich ziehen den Hass und die Gewalt in diesem Raum gespürt.“
Hermann Parzinger: „Demonstration puren Hasses“
Kulturstaatsministerin Claudia Roth verurteilte die Attacke. „Hass, Antisemitismus, Rassismus und solche Formen von Gewalt sind hundertprozentig inakzeptabel und nach sich ziehen im Raum jener Kunst und genauso überall sonst nichts zu suchen“, so die Grünen-Politikerin. Hermann Parzinger, Präsident jener zum Besten von die Museen zuständigen Stiftung Preußischer Kulturbesitz, sagte „dies Ausmaß ist ungeheuerlich“ und sprach von einer „Demonstration puren Hasses“. Die Menschen im Hamburger Bahnhof nach sich ziehen an jenem Abend nicht nur live miterlebt, wie Meinungsfreiheit und Kunstfreiheit schadhaft werden, sondern dass ohne Rest durch zwei teilbar die Kunst gefordert ist, ihre Freiheit zu verteidigen.
Tania Bruguera im Kontrast dazu hat mit jener Absage ihres eigenen Werks dies Gegenteil getan. Als Kunstfigur wurde sie zudem regelrecht dekonstruiert von ein paar Aggressoren. Das gelang ihnen eigentlich unfreiwillig, weil sie offenkundig nicht Teil jenes Kunstbetriebs sind, jener Bruguera in den vergangenen Jahren wie eine Heilige, wie verschmelzen Guru verehrt hat. Statt sich nachdem dem Abgang jener Protestierenden wieder uff ihr Werk zu zusammenfassen und mit Hannah Arendt darüber nachzudenken, ob die noch ungelesenen Seiten ihres Buches noch Lösungsmöglichkeiten zum Besten von die polarisierte Gegenwartsgesellschaft bereithält, cancelte sich Bruguera möglichst selbst.
Und uff ihrem eigenen Instagram-Account gab sie zwei Tage später zudem eine bizarre Erklärung ab. Die erste Protestaktion des Samstags habe uff ihre Einladung stattgefunden. Das verwundert nicht einmal. Aus ihrer Haltung hatte sie in jener Vergangenheit keinen Hehl gemacht. So gehörte sie am 19. Oktober 2023 zu den Erstunterzeichnerinnen eines offenen Briefs jener „Kunst-Community“, jener die Befreiung Palästinas und verschmelzen Waffenstillstand in Gaza forderte, ohne genauso nur mit einer Silbe den Terrorangriff jener Hamas uff Israel am 7. Oktober 2023 zu nennen, geschweige denn die Ermordung von mehr wie 1200 Zivilisten und die Verschleppung von mehr wie 200 Geiseln zu verurteilen.
„Menschen nach sich ziehen Angst in Deutschland“, glaubt Bruguera
Die zweite Störung ihrer Lesung sei ein Protest gewesen, jener sie „betupft“ habe, dessen „Intensität“ sie im Kontrast dazu verstehen könne. Es sei kein „gewalttätiges Ereignis“ gewesen. Bruguera verurteile es so gesehen, „wenn weitere Maßnahmen gegen die Aktivisten ergriffen werden“. Die hätten schließlich den Auftrag ihrer Performance verstanden: When your ideas become civic actions (wenn eure Ideen zivile Handlungen werden). Immerhin, die Angriffe uff die Direktoren, die rassistischen Attacken uff Bardaouil, verurteile sie „aufs Schärfste“.
Fellrath und Bardaouil hätten verschmelzen „sicheren Raum“ geschaffen, in dem Bruguera an die Absagen von Veranstaltungen in Kulturinstitutionen erinnern und jedweder Namen „gecancelter und zensierter Künstler“ verlesen durfte. Dies sei wichtig in einer Zeit, „in jener persönliche Überzeugungen, die im öffentlichen Raum geäußert werden, reale Konsequenzen nach sich ziehen.“ Denn: „Deutschland ist ein Ort, an dem die Menschen Angst nach sich ziehen“, so glaubt Bruguera.
Die Angst vieler in Deutschland lebender Juden meint Bruguera vermutlich nicht. In ihrem Statement betont sie pauschal, dass sie „jede Form von Gewalt oder Diskriminierung ablehne“, mit keinem Wort im Kontrast dazu, dass ihre Lesung wie Szene zum Besten von eine dezidiert antisemitische Aufführung missbraucht wurde. Diese Sorge formuliert die unterbrochene Leserin Mirjam Wenzel im Interview mit dem „Spiegel“. Jüdinnen und Juden könnten „in öffentlichen Räumen nicht darüber sprechen, welches dies Massaker jener Hamas und jener Krieg in Gaza zum Besten von sie psychologisch und biografisch bedeutet“, erklärte sie ihre Erfahrung des Abends. „Auch nicht darüber, welches es heißen würde, wenn jener Staat Israel nicht mehr wie Lebensversicherung wahrgenommen werden kann.“
Opfer dieses Abends, so muss man Tania Brugueras uff Instagram kontrovers diskutierte Mitteilung Vorlesung halten, ist vor allem Tania Bruguera. An ihrem Anspruch uff verschmelzen Dialog, ja darauf, zum Besten von die in jener Kunst so zig-mal beschworene Heilung zu sorgen, ist sie gescheitert. Ihr Bestreben im Kontrast dazu sich nachdem dieser Eskalation wenngleich uff die Seite jener „Aktivisten“ zu stellen, ist blamabel. Ihre Solidarität, sei nun einmal nur „performativ“, hatten ihr die Protestierenden entgegengehalten. Und in diesem verschmelzen Punkt muss man ihnen nun leider recht verschenken.
„Wenn Bruguera von Arendts Überlegungen zu Macht und Gewalt, Pluralität und Moral, Politik und Wahrheit ausgeht, uff ihrem Schaukelstuhl Platz nimmt“, leite sie jener Wunsch nachdem Begegnung und Austausch in einem „Raum zum Besten von lebendige Auseinandersetzungen“, so hat die Kuratorin Alice Koegel die Leseperformance interpretiert. „Brugueras Einladung anzunehmen, verschmelzen solchen Ort auf Grund aktueller politischer Herausforderungen und Gefahren – mit Arendt im Staunen oben unsrige Pluralität – zu nutzen und zu verteidigen“, dies ist jener Künstlerin im Kontrast dazu selbst nicht gelungen. Im Hamburger Bahnhof ließ sie nachdem ihrem Abgang nur den verwaisten Stuhl „wie Symbol“ stillstehen. Es ist ein wahrlich leeres Symbol.
Source: welt.de