Der Terrorangriff auf die Menschen am Bondi Beach in Sydney, die das jüdische Lichterfest Chanukka begehen wollten, ist das bislang schwerste Verbrechen einer antisemitischen Welle in Australien. Sie schloss sich an den Einmarsch der israelischen Armee im Gazastreifen im Oktober 2023 an, mit dem sich Israel gegen einen monströsen Terrorangriff zur Wehr setzte, der sich gegen seine Existenz richtete.
Die antisemitischen Reaktionen darauf sind so widersinnig, irrational und hasserfüllt, wie es der Antisemitismus seit jeher war. Ein Verbrechen wie das in Sydney zeigt, wo „propalästinensische“ Sympathiebekundungen enden können, wenn sie gewaltbereit, ideologisch und scheinheilig („man wird ja wohl noch Israel und den Kriegsverbrecher Netanjahu kritisieren dürfen“) aufgeladen sind.
Schon seit Monaten Brandstiftungen, Verwüstungen
Am Sonntag war noch unklar, wer genau die Täter sind, ob aufgehetzte Einzeltäter oder Auftragskiller einer der Terrorgruppen, die eine Vernichtung jüdischen Lebens und Israels zum Ziel haben. Eine solche Eskalation war in Australien aber absehbar, das seit Monaten von Brandstiftungen, Verwüstungen und Attentaten heimgesucht wird, von den alltäglichen Bedrohungen jüdischer Kinder und Erwachsener einmal abgesehen.
Der australische Staat, die Regierung, australische Politiker, auch Universitäten haben sich dagegen klar positioniert; doch sie alle konnten nicht verhindern, dass das jüdische Leben bedroht ist. Sydney steht insofern für den Rest der Welt.
Auch in Deutschland sollte dieser Anschlag mehr als eine Warnung sein. Der Antisemitismus quillt aus allen Ecken, aus islamistischen, aus linken und aus rechten Poren, als habe er nur darauf gewartet, das politische und kulturelle Leben wieder infizieren zu können. Anschläge gab es auch hier, Bedrohung ist auch hier zum Alltag geworden, und ein Ende der unreflektierten Israel-Kritik ist dennoch nicht in Sicht. Der Staat, die Parlamente, Regierungen, Universitäten und Verbände haben eine klare Aufgabe.
Source: faz.net