Rohstoffmangel, Inflation, knappe Nahrungsmittel: Durch den Ukraine-Krieg muss der Westen wieder lernen, sich in Verzicht zu üben. Darüber spricht Jakob Augstein mit Ökonom Marcel Fratzscher bei „2 um acht“
Muss der Westen den Verzicht lernen? Jakob Augstein im Gespräch mit Marcel Fratzscher
Achtung! Für diese Veranstaltung wurde der Termin geändert! Das Gespräch findet nun am 27. Juni 2022 statt!
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Deutschen wegen des Krieges in der Ukraine auf „härtere Zeiten“ eingeschworen. Und tatsächlich: Sollte es zu einem Embargo gegen russisches Öl und Gas kommen, rechnen Experten hierzulande mit Inflationsraten von bis zu 10 Prozent. So auch der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Marcel Fratzscher. Er meint: „Die Politik muss den Menschen reinen Wein einschenken.“ Denn falls es keine Öl- und Gaslieferungen mehr aus Russland geben sollte, würden uns auch „keine drei Katars und Vereinigten Arabischen Emirate“ mehr helfen können, um unseren Energiehunger zu stillen. Nur Verzicht sei die Lösung, so der Ökonom: autofreier Sonntag, Tempolimit, Heizung runter drehen. Doch „Verzicht“ ist eine Tugend, die der Westen nach Jahren der übervollen Supermarktregale verlernt zu haben scheint. Die Devise der letzten Dekaden lautete: Wachstum, Gier und satte Gewinne. Werden wir nun eine Lektion lernen müssen, die man in anderen Teilen der Welt längst verinnerlicht hat?
Über Kapitalismus, den Westen und die Aussicht auf wirtschaftlichen Abschwung spricht Freitag-Verleger Jakob Augstein mit dem Ökonomen Marcel Fratzscher bei „2 um acht“.
Am Montag, den 27.06. 2022 um 20 Uhr im „Neuen Haus“ des Berliner Ensemble, Bertolt-Brecht-Platz 1, 10117 Berlin. Ticket sind hier erhältlich.
Marcel Fratzscher, 51 Jahre alt, leitet seit 2013 das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung. Diesen Posten soll er, wenn es nach dem DIW-Kuratorium geht, bis mindestens 2028 behalten. Letztes Jahr wurde er eine Zeit lang als möglcher Nachfolger von Bundesbank-Präsident Jens Weidmann gehandelt – das Amt ging letzlich jedoch an Joachim Nagel. An der Berliner Humboldt-Universität ist Fratzscher Professor für Makroökonomie. Davor war er, seit 2008, in leitender Funktion bei der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt tätig. Seine Forschungsschwerpunkte sind die wachsende Ungleichheit in Deutschland sowie die Frage, wie Notenbanken mit Märkten und Öffentlichkeiten kommunzieren sollten. Im März ist sein Buch Geld oder Leben: Wie unser irrationales Verhältnis zum Geld die Gesellschaft spaltet im Berlin-Verlag erschienen (250 S, 22€). Der in Bonn geborene Sohn eines Agrarökonomen und einer Chemikern gilt als SPD-nah. So verwunderte es nicht, dass 2014 Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) die sogenannte „Fratzscher Kommission“ ins Leben rief, die sich mit dem Thema „Stärkung von Investitionen in Deutschland“ beschäftigte. Der Abschlussbericht erschien im Dezember 2016. Fratzscher gilt als einer der einflussreichsten Ökonomen in der Bundesrepublik.
Im radioeins & Freitag Salon setzt sich der Journalist und Verleger Jakob Augstein einmal im Monat mit einem Gast an den Tisch und redet – über das Politische in der Kultur, über die Gesellschaft und ihre Zwänge, über die Mechanismen von Öffentlichkeit und Lüge, und über das Verschwinden der Demokratie im Kapitalismus. Radioeins sendet live. Hier verstummt die Erregungsmaschine des Internets. Der radioeins & Freitag Salon ist „unplugged“, wie man früher gesagt hätte. Echte Menschen reden über echte Themen und üben sich in Fähigkeiten, die rar zu werden drohen: Zeit nehmen, zuhören, verstehen, lernen. Das – unerreichte – Vorbild dieses aktuellen politischen Diskussionsformats sind die legendären Gespräche des Journalisten Günter Gaus, die im Fernsehen gezeigt wurden, als dieses noch schwarz-weiß war.
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