Nicht nur in Deutschland ist die Teuerung im zurückliegenden Monat stärker als erwartet zurückgegangen. Nach der europäischen Berechnungsweise des Harmonisierten Verbraucherpreisindex HVPI, der für Vergleiche mit anderen Ländern benutzt wird, sank die Inflation in Deutschland zum ersten Mal seit der Inflationswelle wieder unter die Marke von 2 Prozent, die das mittelfristige Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) darstellt.
Auch in Frankreich und Spanien passierte das. In Italien, das früher als Hochinflationsland galt, fiel die Inflationsrate sogar unter die Ein-Prozent-Marke auf 0,8 Prozent.
Starker Rückgang der Energiepreise
Überall spielte dabei der starke Rückgang der Energiepreise eine zentrale Rolle. Öl, Erdgas und auch auch Kraftstoff sind deutlich günstiger als vor einem Jahr. Bei vielen anderen Preisen hat sich die Teuerung zumindest abgeschwächt. Die Preise für Dienstleistungen hingegen haben in vielen Euroländern zuletzt weiter kräftig zugelegt.
EZB-Präsidentin Lagarde sagte am Montag in Brüssel: „Die Inflation könnte im vierten Quartal dieses Jahres vorübergehend ansteigen, da die zuvor stark gesunkenen Energiepreise aus den jährlichen Raten herausfallen – aber die jüngsten Entwicklungen stärken unsere Zuversicht, dass die Inflation rechtzeitig zum Zielwert zurückkehren wird.“ Der EZB-Rat werde das bei der Oktober-Sitzung berücksichtigen.
Die Aussagen sind der bisher deutlichste Hinweis von Lagarde auf eine mögliche Senkung im Oktober.
Doch eine Zinssenkung im Oktober?
An den Finanzmärkten hat das Spekulationen beflügelt, die EZB könnte doch schon auf ihrer nächsten Zinssitzung im Oktober in gut zwei Wochen die Leitzinsen weiter senken, und nicht erst im Dezember.
Die Ökonomen der Commerzbank jedenfalls haben ihre EZB-Prognose entsprechend geändert, wie sie am Montagnachmittag mitteilten. Bislang hatten sie mit einer Zinssenkung erst im Dezember gerechnet, jetzt scheint ihnen ein Zinsschritt nach unten im Oktober aber doch wahrscheinlich.
Nach der vorigen EZB-Zinssitzung am 12. September hatte Lagarde offengelassen, was die Notenbank im Oktober macht. Sie hatte nur vorsichtig angedeutet, so lange sei das ja nicht mehr hin.
„Die zuletzt spürbar gefallenen Inflationsraten und die eingebrochenen Frühindikatoren für die Konjunktur haben uns dazu veranlasst, unsere EZB-Prognose zu ändern, zumal EZB-Präsidentin Lagarde am Montag entsprechende Hinweise gab“, sagte Marco Wagner, EZB-Beobachter der Commerzbank. „Anders als bisher von uns erwartet, werden die EZB-Notenbanker wohl bereits im Oktober die Zinsen ein weiteres Mal senken.“
Source: faz.net