In der Automobilindustrie spitzt sich die Krise zu. Viele Fabriken sind schwach ausgelastet, Hunderttausende Beschäftigte bangen um ihren Arbeitsplatz. Der amerikanische Hersteller Ford hat gerade angekündigt, in Europa 4000 Stellen abzubauen, viele davon im Werk in Köln.
Auch der Massenhersteller Stellantis steht unter Druck. Opel, eine seiner vielen Marken, drosselt die Produktion in Rüsselsheim, und der Mutterkonzern mit Hauptsitz in Amsterdam tauscht den Chef aus. Carlos Tavares tritt mit sofortiger Wirkung zurück.
Die Politik sollte weniger Einfluss nehmen
Besonders schwierig ist die Lage im Volkswagen-Konzern. Hier eskaliert jetzt der Streit zwischen Management und Gewerkschaft über Einsparungen in Milliardenhöhe. Die IG Metall will verhindern, dass Zehntausende Mitarbeiter entlassen werden und ganze Werke schließen. Mit einer ersten Welle von Warnstreiks hat sie am Montag demonstriert, dass sie bereit für den Kampf ist. Ihre Mitglieder erwarten, dass sie notfalls auch unbefristete Streiks ausruft.
Aber gleichzeitig ist klar: An Einschnitten führt kein Weg vorbei. Zu schwach ist die Auslastung von Werken wie Zwickau oder Emden, zu hoch sind die Kosten in Deutschland. Der Vorstand um Konzernchef Oliver Blume muss gegensteuern.
Es stimmt, dass das Management Fehler gemacht hat, die jetzt die Beschäftigten ausbaden müssen. Dass in der Euphorie früherer Jahre ganze Werke komplett auf die Produktion von Elektroautos umgestellt wurden, die sich jetzt nicht verkaufen, hat die Krise mitverursacht. Auch deshalb muss die Führungsriege einen Beitrag leisten und auf mehr verzichten als nur auf fünf Prozent ihres üppigen Grundgehalts.
Noch wichtiger wäre, dass die Politik sich endlich dazu durchringt, ihren Einfluss auf den Konzern zu verringern. Über Jahre wurden Einsparungen verschleppt, auch weil sich der Großaktionär Niedersachsen im Gespann mit der IG Metall dagegen wehrte. Hätte VW früher umgesteuert, wäre die Not jetzt weniger groß – ebenso wie die Unsicherheit der Beschäftigten.