Der Versicherungskonzern Allianz befindet sich auf Rekordkurs und will diesen in den kommenden drei Jahren fortsetzen. Auf dem Kapitalmarkttag am Dienstag kündigte der Vorstandsvorsitzende Oliver Bäte ehrgeizigere Ziele an. Der operative Gewinn soll bis zum Jahr 2027 auf 18,5 Milliarden Euro steigen. In diesem Jahr erwartet der größte deutsche Versicherungskonzern mit mindestens 15,5 Milliarden Euro schon einen Rekordwert.
Ausgehend von 25 Euro im laufenden Jahr soll das Ergebnis je Aktie jährlich um sieben bis neun Prozent steigen. Als Eigenkapitalrendite strebt Bäte nun 17 Prozent an. Bislang lag das Ziel bei 13 Prozent, das aber mit den für dieses Jahr erwarteten 16,5 Prozent schon deutlich übertroffen wird.
Hohe Ausschüttung
Die Aktionäre sollen von den ehrgeizigeren Wachstumszielen profitieren: Die Ausschüttung wird von 60 auf 75 Prozent angehoben. Die Dividendenquote wird weiterhin bei 60 Prozent liegen. Sie war erst im Frühjahr angehoben worden. Zusätzlich verpflichtet sich der Allianz-Vorstand, vom ausschüttungsfähigen Gewinn 15 Prozent in den Rückkauf eigener Aktien zu investieren.
Hier war die Allianz in den vergangenen Jahren schon sehr rege: Im Jahr 2022 erwarb sie eigene Aktien im Volumen von zwei Milliarden Euro. Im vergangenen und im laufenden Jahr waren es jeweils 1,5 Milliarden Euro. In den vergangenen Jahren hatte die Ausschüttungsquote somit schon immer über 75 Prozent gelegen. Im Interesse einer attraktiven Ausschüttungsquote will der Allianz-Vorstand darüber hinaus eine Dividende mindestens in Vorjahreshöhe zahlen.
Für das vergangene Jahr hatte der Konzern die Rekorddividende von 13,80 Euro je Aktie ausgeschüttet. Im Jahr 2015 waren es noch 7,30 Euro. Seit dem 7. Mai 2015 steht Bäte an der Allianz-Spitze. In diesem Zeitraum hat sich der Aktienkurs nahezu verdoppelt. Seine Amtszeit endet im Jahr 2028.
Bätes ehrgeizigere Ziele wurden an der Börse am Dienstag verhalten aufgenommen. Der Aktienkurs lag mit 298 Euro knapp unter dem Vortagesniveau. Seit Jahresanfang hat der Titel gut ein Fünftel an Wert gewonnen. Die neuen Ziele entsprächen weitgehend den Erwartungen, schrieb Goldman-Sachs-Analyst Andrew Baker. Sie lagen zudem im Bereich der Analystenprognosen, sodass der Anpassungsbedarf begrenzt ausfällt. „Man fährt nicht nach München, um ein Feuerwerk zu erleben“, lautete der Kommentar von William Hawkins, Analyst bei dem auf Finanzdienstleistungen spezialisierten US-Investmenthaus Keef, Bruyette & Woods (KBW).
Kundenorientierte Strategie
Das neue Programm taufte der Allianz-Vorstand „Lifting Ambitions“. Damit will Bäte die Wertschöpfungsmotoren stärken und noch widerstandsfähiger machen. „In dieser nächsten Phase werden wir uns darauf konzentrieren, den Erfolg unserer kundenorientierten Strategie, der sich bereits in unserer führenden Markenstärke und der ausgezeichneten Kundenzufriedenheit zeigt, in ein noch höheres resilientes und kapitaleffizientes Wachstum für unsere Aktionärinnen und Aktionäre umzusetzen“, sagte er. Da immer mehr Kunden nur noch die vertrauenswürdigsten Partner wählen, hat die Allianz nach eigenen Angaben ihre gesamte Organisation auf die Stärkung der Kundenbeziehungen ausgerichtet.
Wichtigste Säule für das künftige Wachstum wird das Geschäft mit Schaden- und Unfallversicherung sein. Das Spartenergebnis soll bis zum Jahr 2027 auf 9,5 Milliarden Euro steigen. Im zu Ende gehenden Jahr rechnet die Allianz mit 7,8 Milliarden Euro. Die Lebens- und Krankenversicherung soll in drei Jahren sechs Milliarden Euro verdienen, also elf Prozent mehr als in diesem Jahr. Auch für die Vermögensverwaltung zeigt sich die Allianz ehrgeizig. Sie soll im Jahr 2027 einen Gewinn von vier Milliarden Euro beitragen. Die Sparte ist die einzige, die das Gewinnziel für dieses Jahr verfehlen dürfte. Der Vorstand erwartet ein Ergebnis von 3,2 Milliarden Euro statt der angepeilten 3,7 Milliarden Euro.
Zuletzt rückte die Kapitalanlageeinheit Allianz Global Investors (AGI) in den Blickpunkt, nachdem Gespräche über eine Zusammenarbeit mit dem französischen Vermögensverwalter Amundi auf Eis gelegt worden waren. Der für die Vermögensverwaltung zuständige Vorstand Andreas Wimmer antwortete auf eine Frage eines Analysten nach der Zukunft von AGI: „Wir wollen in der Vermögensverwaltung wachsen und sind offen für strategische Partnerschaften – aber es muss strategisch und kulturell passen.“ Die Allianz AGI verwaltet für Dritte Vermögenswerte von 389 Milliarden Euro. Deutlich größer ist die auf Anleihen spezialisierte US-Fondsgesellschaft Pimco mit 1452 Milliarden Euro. Sie steht nicht zur Disposition.