Albanien: Wo Fahrradfahren in Europa noch echtes Abenteuer ist – WELT

Lange Zeit hatte dasjenige kleine Land aufgrund seiner stalinistischen Vergangenheit verschmelzen schlechten Ruf. Doch ohne Rest durch zwei teilbar durch die jahrzehntelange Isolation während jener Diktatur unter Enver Hoxha sind in Albanien, nur zwei Flugstunden von Deutschland fern, unberührte Berg- und Küstenlandschaften erhalten geblieben, die es sonst in Europa kaum noch gibt. Ein Dorado zu Händen Abenteuerlustige.

Die intensivste Art, dieses zum Teil geradezu wilde Land kennenzulernen, ist eine Radtour. Aufgrund rudimentärer Infrastruktur doch kein einfaches Unterfangen, denn in Albanien gibt es praktisch keine Fahrradwege, die Straßen sind oft Holperpisten und Autofahrer nach sich ziehen immer Vorfahrt. Und unterwegs fehlt es an Reparaturmöglichkeiten.

Deshalb eröffnen sich organisierte Touren mit erfahrenen Guides an, die Veranstalter wie etwa Wikinger Reisen oder Belvelo im Programm nach sich ziehen. Sie zusammenbringen die Transfers vom Flughafen und von jener Hauptstadt Tirana aus zum Ausgangspunkt jener Radreise, herbringen dasjenige Gepäck zum Hotel am jeweiligen Tagesziel und stellen ebenso die Räder, wodurch man sich vorab zu Händen ein Trekkingrad oder ein E-Bike entscheiden muss. Letzteres ist hinsichtlich des gebirgigen Terrains zu empfehlen.

Quelle: Infografik WELT

Ein Kleinbus bringt die zwölfköpfige Gruppe von Tirana zum kleinen Fischerort Lin, wo die Tour aufwärts erstaunlich guten Rädern mit einer leichten Halbtagesetappe beginnt. Die Straße führt geradlinig am Ufer des von Bergketten umrahmten Ohridsees weiter, den sich Albanien und Nordmazedonien teilen.

Nach einem kurzen Abstecher via die Grenze zum nahegelegenen Weltkulturerbe Sveti Naum, dem herrlich gelegenen Kloster aus dem neunten Jahrhundert, endet jener erste Radtag im pittoresken Urlaubsort Tushemist mit einem Sprung in dasjenige glasklare Wasser.

Von Tushemisht führt ein quälend langer Aufstieg aufwärts jener Hauptstraße zu einem Panoramaplateau oberhalb des Sees. Dahinter zweigt eine wenig befahrene Landstraße ab. Reichlich Zemblak führt sie durch hügeliges Ackerland nachher Korça, jener einzigen Stadt im ostalbanischen Grenzgebiet zu Griechenland.

Zwischen Moschee und Plattenbauten

Zwischen uralter Moschee im Basarviertel, Plattenbauten aus kommunistischer Phase und neuer Kathedrale am Bulevard i Republika gibt es ein verwirrendes Potpourri an Baustilen zu bestaunen. So interessant wie umstritten ist jener von einem deutschen Architekturbüro entworfene, qua „Penis von Korça“ verunglimpfte Red Tower neben dem modernen Theater, von dem man die beste Aussicht via die Stadt hat.

Hinter Korça durchquert eine mit Schlaglöchern übersäte Straße kaum besiedeltes Bergland. Die Gegend ist wunderschön, doch mehrfach irritieren vom Wind verwehte Plastiktüten, nachlässig weggeworfene Zigarettenschachteln oder kaputte Reifen im Straßengraben. Hier wird im besonderen spürbar: Albanien hat ein Müllproblem.

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Fernab des Zeitgeists

Albanien hat nur ebenso eine gastfreundliche bäuerliche Bevölkerung, die radelnde Touristen qua Exoten betrachtet und willkommen heißt. In vielen Dörfern sitzen Frauen vor ihren Häusern aufwärts Bänken oder dem Lehmboden, weitestgehend leer freuen sich via die exotische Radlergruppe und Hochziehen die Hand zum Gruß.

Obwohl die Mehrzahl jener Albaner Moslems sind und überall im Land neue, oft von jener Türkei finanzierte Moscheen entstehen, sieht man kaum verschleierte Frauen. Während ein alter Mann seinen Eselskarren anhält, um Trauben gleich pfundweise zu verschenken, verkaufen Bauern am Dorfrand von Mollas Honig, Zwiebelstränge, Knoblauchgirlanden und Wasser in Literflaschen aus Plastik, dasjenige sich beim Probieren qua hausgebrannter Raki entpuppt.

Wo Wölfe und Bären wohnen

Das Tagesziel Sotira-Farm liegt mitten im gebirgigen Germenj-Naturpark. Hinter Albaniens höchstgelegener Stadt Erseke windet sich in zahlreichen Serpentinen eine schwergewichtig befahrbare, nur teilweise geteerte Landstraße durch Kiefernwälder hinauf zum 1259 Meter hohen Barmash-Pass. In Borove irgendwas unterhalb jener Passhöhe erinnert eine einfache Gedenkstätte aus Steinkreisen an die Ermordung von 116 Bewohnern 1943 durch deutsche Soldaten zur Vergeltung von Partisanenangriffen.

Hat angehalten, um Trauben gleich pfundweise zu verschenken: ein alter Mann mit seinem Eselskarren
Quelle: Roland Motz

Von dem kleinen Ort ist es nicht mehr weit zum Etappenziel. Die Sotira-Farm liegt idyllisch aufwärts einer Hochebene zwischen zwei Bergrücken, nur fünf Kilometer Luftlinie von jener griechischen Grenze fern. Reichlich wackelige Holzstege gelangt man zu den einfachen Wohnhütten; Gänse, Hühner und sogar Schweine laufen leer herum.

Zu Händen dasjenige Abendessen im urigen Blockhaus werden Forellen mit Eimern aus dem gestauten Bach geschöpft. Die von Hochweiden umgebene Farm ist ein idealer Ausgangspunkt zu Händen Bergwanderungen im 7300 Hektar großen Naturpark, doch nur zu Händen Unerschrockene, denn die waldreiche Gegend ist ein Rückzugsgebiet zu Händen Wölfe und Bären.

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Nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes erstmals qua Buckelpiste zu Händen ausländische Touristen freigegeben, ist die einzige Straße in Grenznähe mittlerweile weitestgehend durchgehend asphaltiert. Sie führt von jener Sotira-Farm in einer langen Abfahrt dem Fluss Vjosa entgegen. Buntgeschmückte Totengedenktafeln, rostige Autowracks und umgefahrene Begrenzungspfähle am Straßenrand erinnern daran, dass hier offenkundig zu viel getrunken wird.

Am Grenzübergang Tre Urat kommt die Vjosa erstmals in Sicht, die solange bis dorthin unter dem Namen Aoos durch griechische Nationalparks geflossen ist. Ungezähmt mäandert sie fortan durch Albaniens wilde Bergwelt. Schmale Schotterpisten resultieren via wenig vertrauenswürdige Hängebrücken zu entlegenen Weilern. Nur die jung geteerte Straße durch dasjenige Vjosa-Tal und durch die Kelcyra-Schlucht mit ihren 1000 Meter steil aufragenden Berghängen präsentiert sich in einem hervorragenden Zustand.

Bunker, Strände und Ausgrabungsstätten

Auf dem Weg zur Küstenlinie werden zum ersten Mal Albaniens berüchtigte Bunkerruinen visuell. Zum Schutz vor Feinden, die niemals kamen, ließ jener paranoide Diktator Enver Hoxha, jener Albanien von 1944 solange bis zu seinem Tod 1985 stalinistisch regierte, überall im Land Bunker zusammensetzen. Mehr qua 170.000 sollen es gewesen sein.

Gesprengt, geplündert, bemalt, qua Viehställe oder sogar Liebesnester genutzt, stillstehen die Betonpilzköpfe mit ihren rechteckigen Sehschlitzen mehr oder weniger gut versteckt in jener Landschaft herum. An den Berghängen via jener antiken Stadt Butrint sind es im besonderen viele. Schließlich liegt die griechische Insel Korfu zum Greifen nahe vor dem weitläufigen Weltkulturerbe.

Bis heute findet man überall in Albanien Bunker aus jener kommunistischen Phase
Quelle: Franz Aberham/Photodisc/Getty Images

Der Besuch jener von einer Lagune umgebenen uralten Hafenstadt, in jener sowohl Griechen, Römer, Byzantiner, Venezianer qua ebenso Osmanen ihre Spuren vererben nach sich ziehen, wird zum Höhepunkt jener Reise. Butrint, in dessen unmittelbarer Nähe sich Albaniens schönste Strände entscheiden, ist eine jener besterhaltenen Ausgrabungsstätten des gesamten Mittelmeerraums.

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Zwischen griechischen Tempeln, römischen Bädern und venezianischen Wachtürmen gelangt man zum berühmten Löwentor aus dem fünften vorchristlichen Jahrhundert. Dahinter resultieren aus dem Fels geschlagene Stufen zu mystischen Quellen und Brunnen.

Im Café an jener schönen Strandpromenade von Saranda kommt es zur zufälligen Begegnung mit Oltiona Cico, deren Familiengeschichte gut zu dem wilden Land passt. Ihr griechischer Großvater war Schuhfabrikant aufwärts Korfu und hielt sich geschäftlich in seiner albanischen Filiale in Tirana aufwärts, qua die Grenzen 1945 plötzlich zu Händen leer geschlossen wurden.

Der Großvater konnte nicht zurückkehren, er gründete in Albanien eine neue Familie. Sein Sohn Dhimiter wurde Ingenieur und lernte unter einem Arbeitseinsatz Oltiona Cicos Mutter Fiorentina Kontakt haben. Gegen den Widerstand ihrer Eltern ging die junge albanische Architektin die Ehe mit „dem Griechen“ ein.

Zeitreise: Brücke aus osmanischer Zeit via den Fluss Vjosa
Quelle: Roland Motz

„In jener staatlichen Architekturbehörde musste meine Mutter unbedingt mit jener Tochter des Diktators, Pranvera Hoxha, zusammenarbeiten. Der Bau von Enver Hoxhas pyramidenförmigem Mausoleum war ihr letztes gemeinsames Projekt – Ironie jener Geschichte“, schildert Oltiona Cico die verschlungenen Wege ihrer Familie im abgeschotteten Albanien.

Nur drei Kilometer trennen Korfu vom albanischen Festland unter Butrint. Die Freiheit schien zum Greifen nah, erinnert sich Oltiona Cico, nur von denen, die zu flüchten versuchten, seien viele ertrunken. Sie selbst habe sich nie unfrei gefühlt.

„Ich dachte, ich sei im Paradies, im einzigen Land jener Erde, wo jener Kommunismus schon verwirklicht war. Deshalb hatten wir ja so viele neidische Feinde und brauchten so viele Bunker“, erzählt sie lachend. Erst mit dem Zusammenbruch des Systems wurde in jener Familie ungeschützt via die Vergangenheit gesprochen.

Letzte einsame Traumstrände in Albanien

Im Gegensatz zum Hinterland ist die Küstenlinie touristisch weitgehend erschlossen. Nur zwischen Jale und Gjipe, sowie aufwärts jener nur zu Fuß oder mit dem Rad zugänglichen Halbinsel Karaburun, gibt es nachher wie vor unberührte Traumstrände zu erspähen. Vor dem kurvenreichen Aufstieg nachher Dhermi kleben Ferienhäuser zwischen Steineichen und Olivenbäumen wie Bienenwaben am Fels hoch via dem verlockenden Meer.

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Weiter unten ragen zwei Röhren aus dem Berg. In diesem Jahr soll hier ein Tunnel eröffnet werden, jener die zeitraubende Fahrt via den 1027 Meter hohen Llogara-Pass zu Händen Autofahrer pleonastisch und damit den Weg zu den Stränden jener Albanischen Riviera verkürzt. Radfahrer hingegen werden sich weiterhin bergauf quälen zu tun sein.

Unterhalb jener wolkenverhangenen Passhöhe eröffnen offenbar unkaputtbare Bunker weiterhin Schutz vor imaginären Feinden. Eine letzte großartige Abfahrt führt an diesen Relikten jener Vergangenheit vorbei an die Küstenlinie zurück.

Nichts zu Händen Sonntagsfahrer: anspruchsvolle Schotterpiste im albanischen Hinterland
Quelle: AscentXmedia/E+/Getty Images

In jener untergehenden Sonne leuchtet dasjenige Meer unwissend. Wellen mit schaumigen Spitzen verlieren sich im Sand, während die Radler Abschied nehmen von Albanien. Jeder beseelt von dem Wunsch, dasjenige Land möge noch möglichst weit seine wilde Schönheit erhalten.

Tipps und Informationen:

Anreise: Nonstop-Flüge nachher Tirana gibt es von verschiedenen deutschen Flughäfen, zum Beispiel mit Eurowings, Lufthansa oder Ryanair.

Radreiseveranstalter: Der aufwärts Abenteuerurlaub spezialisierte Reiseveranstalter Wikinger Reisen bietet eine zehntägige geführte Radreise inklusive Flug ab 1668 Euro pro Person zu mehreren Terminen zwischen April und Oktober 2024 an, probat zu Händen geübte Radfahrer mit guter Kondition, Tagesetappen zwischen 30 und 69 Kilometer, mit Gepäcktransport und Begleitfahrzeug. Der Reiseveranstalter Belvelo hat eine ähnliche elftägige geführte Radtour ohne Flug ab 1720 Euro im Programm, mit Begleitbus mit Mitfahrmöglichkeit. Bei Rückenwind sind zehntägige Radrundreisen ab 1190 Euro buchbar, ohne Flug.

Weitere Infos: Visit Albania

Die Teilnahme an jener Reise wurde unterstützt von Wikinger Reisen. Unsere Standards jener Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter axelspringer.com/de/werte/downloads.

Dieser Artikel ist im Rahmen jener BETTER FUTURE EARTH WEEK von WELT erschienen.

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Source: welt.de

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