Alain Delon: Er kannte keinen Schweiß

Im Mai 2019 erhielt Alain Delon, damals 84 Jahre alt, bei den Filmfestspielen in Cannes die Ehrenpalme für sein Lebenswerk. Einerseits eine logische Wahl. Für Ikonen wie ihn sind solche Auszeichnungen überhaupt erst erfunden worden. Andererseits gab es im Vorfeld Ärger. Delon hatte im französischen Fernsehen gesagt, dass er Homosexualität für „gegen die Natur“ halte. Aus seinen Sympathien für den rechtsextremen Front-National-Gründer Jean-Marie Le Pen und dessen Tochter Marine machte er kein Geheimnis.

Eine Petition mit 25.000 Unterschriften, die forderte, Delon den Ehrenpreis zu verweigern, lief ins Leere. Thierry Frémaux, Festivalleiter in Cannes, sagte dazu, man werde immer auf der Seite der Künstler stehen. Am Abend der Verleihung stand Delon selbst dann als sehr alter und trauriger Mann auf der Bühne. Schneeweißes Haar, tiefe Augenringe – und doch war eine geradezu göttliche Schönheit noch immer in seinem Gesicht angelegt. Delon heulte unumwunden, sagte, dieser Moment stehe für das Ende seiner Karriere, für das Ende seines Lebens. Die echten Tränen, die vergängliche Schönheit, der nahende Tod – es gab wohl keinen im Saal, der nicht gerührt war.

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