Die Berichtssaison der Unternehmen zum dritten Quartal läuft in Europa auf Hochtouren. Für Abwechslung ist gesorgt: Branchenbild und Nachrichtenlage sind Tag für Tag bunt gemischt, auch am Mittwoch dieser Woche. Die Kursreaktionen zur Wochenmitte fielen überwiegend positiv aus, zum Teil deutlich. Zudem sorgte die Hoffnung auf ein baldiges Ende des Teilstillstands der US-Regierungsgeschäfte („Shutdown“) in den USA weiter für Auftrieb an den Börsen.
Der Dax gewann in diesem Umfeld zeitweise 1,2 Prozent auf 24.380 Punkte und befand sich wieder deutlich über der Marke von 24.000 Punkten – das Rekordhoch von 24.771 Punkten vom 9. Oktober zum Greifen nahe. Für den Euroraumindex Euro Stoxx 50 ging es um rund ein Prozent aufwärts. Der Stoxx Europe 600, zu dem auch Großbritannien oder die Schweiz gehören, kletterte um 0,6 Prozent. Beide europäischen Indizes erreichten zeitweise Rekordhochs. Während der Dax seit Jahresbeginn um rund 22 Prozent im Wert zugelegt hat, ergeben sich für den Euro Stoxx 50 ein Plus von 18 und für den Stoxx Europe 600 eines von 15 Prozent.
Im Dax sind die Aktien des Chemikalienhändlers Brenntag am Mittwoch trotz der Auswirkungen der schwachen Konjunktur auf das Geschäft und eines nur verhaltenen Ausblicks zeitweise um rund fünf Prozent im Kurs gestiegen. Die Ergebnisse seien besser als befürchtet ausgefallen, sagten Analysten.
Bayer wiederum muss wegen der Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten in den USA weiteres Geld auf die Seite legen, im operativen Geschäft läuft es aber gut. Der Konzern übertraf im dritten Quartal und mit seinem Ausblick offenbar die Erwartungen der Anleger. Denn Bayer gewannen mehr als fünf Prozent im Kurs. Die als solide bezeichneten Quartalszahlen des Versorgers RWE führten zu Aufschlägen der Aktie von zeitweilig 3,5 Prozent und dem höchsten Aktienkurs binnen 14 Jahren.
In Europa waren an diesem Tag unter anderem die beiden Finanzwerte ABN Amro und Swiss Life an der Reihe. Hier war das Bild gemischt. ABN Amro setzte die Aufwärtsbewegung der vergangenen Wochen fort und kletterten sogar in den Bereich neuer Hochs. Analystin Anke Reingen von RBC sprach laut Nachrichtenagentur dpa-AFX von besseren Zahlen als erwartet zum dritten Quartal.
Der Ausblick der niederländischen Bank untermauere bestehende Konsensschätzungen für das laufende Jahr. Die angekündigte Übernahme der Bank NIBC sei strategisch sinnvoll. Der Lebensversicherer Swiss Life habe das Geschäft in den ersten neun Monaten ausgebaut und sehe sich mit seinem Wachstum auf Zielkurs, schrieb die Nachrichtenagentur Reuters. Anleger hatten offenbar bessere Neuigkeiten erwartet. Die Aktie von Swiss Life fiel im Kurs um gut ein Prozent.
Die Aktienkursbewegungen am Mittwoch spiegelten die Entwicklung der einzelnen Branchen in Europa seit Jahresbeginn aber nur zum Teil. Im Stoxx Europe 600 etwa besonders gut entwickelt haben sich Finanzinstitute. Sie sind mit einem Plus um gut die Hälfte seit Jahresbeginn führend (siehe Grafik). Versicherer bringen es an vierter Stelle auf einen Anstieg um etwa ein Fünftel. Im Euro Stoxx 50 liegen zwar Rheinmetall (plus 184 Prozent) vorn.
Dann folgen aber auch hier Banken. Die spanischen Institute Banco Santander und BBVA haben 114 beziehungsweise 100 Prozent im Kurs zugelegt. Dazwischen liegt nur Siemens Energies (113 Prozent). Deutsche Bank folgt mit einem Anstieg um 98 Prozent und die italienische Unicredit mit einem Kursplus von 77 Prozent.
Auch in Sachen Dividenden scheinen Finanzunternehmen ihren Aktionären wohlgesinnt. Nach Berechnungen des Vermögensverwalters Capital Group entfiel fast die Hälfte des Dividendenanstiegs auf der Welt im dritten Quartal auf den Finanzsektor. Dessen bereinigtes Dividendenwachstum habe elf Prozent betragen – das Doppelte des Durchschnitts der übrigen Branchen mit 5,5 Prozent.
Neben den Finanzunternehmen seien Software- und Transportwerte die wichtigsten Wachstumstreiber gewesen. Die Dynamik setze sich fort – mit deutlichen Zuwächsen in den USA, Asien und Europa, während Australien, China und Großbritannien schwächelten. Insgesamt erreichten die Dividenden im dritten Quartal demnach einen Rekord von 518,7 Milliarden Dollar, ein Plus von 6,2 Prozent im Vergleich zu 2024. Für das Gesamtjahr bleibt der Ausblick positiv.
Source: faz.net