Zur Not tut’s auch eine Schere. Als mutige Osteuropäer 1989 auf den Straßen den Sturz des kommunistischen Regime feiern wollten, hatten sie ein Problem. Fahnen gab’s zwar reichlich, aber auf ihnen prangten noch Hammer und Sichel. Was tun? Die Revolutionäre schnitten das Emblem der Diktatur kurzerhand heraus. Und in den Fahnen der Freiheit klaffte ein riesiges Loch.
Die Anekdote stammt von Slavoj Žižek, und weil er nicht nur Philosoph, sondern auch Psychoanalytiker ist, interessiert er sich mehr für das Loch als für die Fahne. Mit welchen Erwartungen würden die Revolutionäre die Lücke füllen? Der Westen lockte mit echter Freiheit und Demokratie; er winkte mit der Leichtigkeit des Lebens und wachsendem Wohlstand. Doch weil nicht alle Versprechen in Erfüllung gingen, setzte bald eine gewisse Produktenttäuschung ein. Erneut gähnte in der Fahne der Freiheit ein Loch, und wieder wurde die imaginative Leere mit Fantasien gefüllt. Diesmal mit den hässlichen Geistern der Vergangenheit. Mit Nationalismus.