Adnoc kauft Covestro: An welcher langen Leine des Sultans

Was lange währt, wird endlich gut? Zumindest auf den Übernahmeprozess des Leverkusener Chemiekonzerns Covestro durch Adnoc scheint die Redensart zuzutreffen. Das staatliche Ölunternehmen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten will insgesamt rund 16 Milliarden Euro investieren – Landes­rekord für eine Akquisition in Europa.

Die zähen Verhandlungen scheinen sich auszuzahlen: Viele Aktionäre si­gnalisieren ebenso ihre Zustimmung wie das Management, das Risiko seitens der Behörden scheint überschaubar. Der Deal wirkt wie das Gegenstück zum Einstieg von Unicredit in die Commerzbank quasi über Nacht, der so viel dicke Luft verursacht hat.

Auch für die Beschäftigten am Standort Deutschland muss dies zunächst keine schlechte Nachricht sein. Derzeit leidet der Hersteller von Kunststoff- und Schaumstoffteilen vor allem für Auto- und Bauindustrie un­ter der schwachen Nachfrage. Die finanzstarken Araber könnten mit ihren Investitionen neue Wachstumschancen eröffnen. Für sie stellt der Dax-Konzern einen exzellenten Zugang zu Europas Märkten und westlichem Wissen dar. Dass sie mit Vorstandschef Markus Steilemann sogar den amtierenden Präsidenten des einflussreichen Chemieverbandes VCI einkaufen, macht die Sache pikant.

Es spricht viel dafür, dass der mächtige Adnoc-Chef Sultan al Jaber Covestro an relativ langer Leine laufen lassen wird. Er will sein Land unabhängiger von fossilen Brennstoffen machen und investiert binnen fünf Jahren gigantische 150 Milliarden Dollar. Perspektivisch will man mehr sein als der Lieferant von billiger Energie und Grundstoffen der Petrochemie, sondern hat es auf die höherwertigen Stufen der Wertschöpfungskette abgesehen. Hier liegt die eigentliche Bedrohung für den Standort Deutschland.

Denn auf dieser alt­hergebrachten Arbeitsteilung beruhte jahrzehntelang der Wohlstand Deutschlands. Wie schnell sich Dinge ändern können, bekommt gerade die Autoindustrie zu spüren. Irgendwann haben sich die Chinesen nicht mehr damit zufrieden gegeben, raffiniertes Lithium zu exportieren. Sie fertigten daraus Batteriezellen für eigene Bat­terien und bauten schließlich Autos drumherum. Der Rest ist bekannt.

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