
45 Quadratmeter große Strandplattformen, die tief über dem Meer liegen, dazu Räume, die durch riesige Fenster die Natur ins Boot holen. Die neuen Luxusyachten feiern die Nähe zum Wasser und die Harmonie mit der Natur.
Ob Karibik oder Côte d’Azur, ob Beyoncé, David Beckham, CR7 oder Leo DiCaprio: Jedes Jahr im Sommerurlaub hüpfen Stars irgendwo von einer Luxusyacht ins Meer. Sie sind dabei selten gut erkennbar, aber klar ist, dass sie ziemlich tief springen müssen. Doch das ändert sich gerade. Azimut etwa, Edel-Yachtenbauer aus Viareggio in der Toskana, stellte mit der „Seadeck“-Serie gerade Yachten mit extra großem Badedeck vor. Die innovative Heckpartie nennen sie „Fun Island“. Da die Bordwände zur Vergrößerung des Raums nach außen geklappt werden können, das Heck tief über der Wasserlinie liegt und die Einstiegsplattform sogar bis ins Wasser abgesenkt werden kann, ergibt sich eine große Fläche knapp über dem Meer mit spektakulärem Rundumblick.
Bei Sanlorenzo aus Ligurien wiederum, einer der führenden Werften für Yachten über 24 Meter, verfügt die neue „SP 92“ ebenfalls über eine 45 Quadratmeter große „Beach Area“. Für diese wurde das Deck eigens tiefer gelegt und stellt so „eine Verbindung zum Meer her“, wie es die Pressefrau formuliert. Im exklusiven Club des Luxusyachtbaus verspürt man eine Sehnsucht nach Natur, die das Design prägt und sich nicht nur über die Badeplattformen vermittelt.
Die Insel, so heißt es bei einer Begehung der Azimut-Yacht auf der Messe „Boot“ in Düsseldorf, solle der „soziale Treffpunkt“ an Bord sein. Und „Zurück zur Natur“ sei der Grundgedanke gewesen bei der Entwicklung der Serie. Nachhaltigkeit, Einklang mit der Natur und natürlich Effizienz sind die großen Themen in der Yachtindustrie. Die „Seadeck 7“ (Preis: ca. 3 Mio. Euro) etwa hat durch Maximierung des Kohlefaseranteils 40 Prozent weniger Gewicht, der Rumpf wurde zu einem Drittel aus recycelten Plastikflaschen gegossen (statt PVC). Und natürlich gibt es einen Hybridantrieb, dessen Batterien allerdings nur für Fahrten im Hafen und die Grundversorgung an Bord reichen.
Nähe zur Natur signalisiert auch die Innenausstattung. Entworfen wurde sie vom Büro Matteo Thun aus Mailand. Der Architekt und Designer, der wie wenige für nachhaltige Gestaltung steht, entwarf mit der „Seadeck“-Serie erstmals auch Boots-Interiors. Er setzte auf „warmen Minimalismus“, wie er sagt, natürliche Materialien, runde Formen und helle Farben. Der Teppichboden etwa ist aus recyceltem Nylon und der Boden rund um die Insel ist unter anderem mit einem Belag aus Kork zu haben. Das Material ist griffiger, wird nicht heiß und kann, wenn abgenutzt, schnell partiell ausgetauscht werden.
Bei Sanlorenzo wirkt schon seit 2018 mit Piero Lissoni ein Architekt, Möbel- und Produktdesigner als Kreativdirektor. Er löste die klassischen Grundrisse auf, schuf großzügige Räume mit bodentiefen Fenstern, durch die man stets den Bezug zum Wasser hat. Damit stieß er eine Entwicklung an, die die ganze Branche prägte. Auch bei Sanlorenzos „SP 92“, der größten Yacht auf der „Boot“, knapp 28 Meter lang und doch nur das „Einstiegsmodell“ aus der neuen „Smart Performance“-Baureihe (4000 PS-Wasserstrahlantrieb, Preis: ca. 9,7 Mio. Euro), sorgt die Rundumverglasung des Salons dafür, dass drinnen und draußen verschmelzen. Der Raum setzt sich in der großen „Beach Area“ fort, die fast selbst im Meer liegt.
In der „Maverick“ wiederum, gebaut von Cantiere delle Marche (CdM), einer Werft für Luxusyachten aus Ancona, blickt der Eigner vom Bett und auch aus der Badewanne aufs Meer. Tom Schröder, deutscher Unternehmer, Gründer, Investor, Segler und seit 2022 auch Mehrheitseigner der Werft, ließ das 44-Meter-Schiff (das erste der neuen Baureihe „Flexplorer 146“) mit einem Eignerdeck bauen, dessen Schlafzimmer zur Bug-, das Bad aber zur Heckseite liegt, alles voll verglast. Auch die Lobby im Maindeck hat Panoramafenster und mündet in ein extralanges Sonnendeck am Heck, ein Krähennest bietet Ausblick aus der Vogelperspektive. Im Oktober 2024 sind Schröder, seine Frau und ihre vier Söhne nebst sieben Crew-Mitgliedern zur Weltumrundung aufgebrochen, für sieben (!) Jahre. Mehr Meer geht nicht.
Source: welt.de