Der alarmierende Verlust der Artenvielfalt im asiatisch-pazifischen Raum ist eine wachsende Bedrohung für die Ernährungssicherheit und den Lebensraum zukünftiger Generationen.
In den letzten Monaten haben die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und andere auf eine Zunahme der Ernährungsunsicherheit und „Hunger-Hotspots“ in verschiedenen Teilen Asiens und des Pazifiks hingewiesen.
Während (militärische) Konflikte und Klimawechsel einen Teil der Schuld tragen, müssen wir anerkennen, dass die langsame, aber stetige Erosion der Artenvielfalt durch das ökonomische ‚Wachstum‘ in der Region eine ebenso große oder sogar größere Bedrohung für die zukünftige Ernährungssicherheit darstellt.
Hunger Hotspots – Early warnings on acute food insecurity
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Der jüngste Prognosebericht der FAO zum Forstsektor im asiatisch-pazifischen Raum kam zu dem Schluss, dass die biologische Vielfalt und die Widerstandsfähigkeit der Ökosysteme in natürlichen Wäldern abnehmen, ebenso wie die Fähigkeit dieser Wälder, Wasser und Boden zu schützen, das Klima zu regulieren, Annehmlichkeiten und kulturelle Werte sowie Holz, Lebensmittel und medizinische Flora bereitzustellen.
Die Umkehr dieses Trends muss für alle Länder in der Region jetzt und im nächsten Jahrzehnt Priorität haben, um unser Überleben zu sichern, insbesondere angesichts der vielen Unbekannten des Klimawandels.
Changing society and landscapes – 2030
Diese Trends werden weiter angeheizt werden durch globale Großmächte, oft ehemalige Kolonialmächte, die zunehmend und mit Vehemenz wirtschaftlich und militärisch in den asiatisch-pazifischen Raum draengen
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Während der Verlust der biologischen Vielfalt in vielerlei Hinsicht eine Krise für Asien und den Pazifik darstellt, stellen die Auswirkungen, die er auf die Fähigkeit haben kann, künftige Ernährungssicherheit zu erreichen, eine ernsthafte Bedrohung dar, möglicherweise auch über die Region hinausgehend.
Aus den jüngsten Berichten der UN/FAO wissen wir, dass im asiatisch-pazifischen Raum die Hälfte der unterernährten Weltbevölkerung lebt und dass sich fast 45 Prozent keine ausreichend gesunde Ernährung leisten können.
Im Zentrum einiger dieser Ernährungsherausforderungen steht ein globales Nahrungsmittelsystem, das derzeit auf einer schmalen genetischen Basis von 10–15 Nutzpflanzen basiert.
Wir haben viel von der Vielfalt verloren, die in unserer Ernährung historisch üblich war, und eine zunehmende Ernährungsvielfalt ist ein wichtiger Teil der Lösung zur Beendigung der Unterernährung.
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Laut „The State of the World’s Biodiversity for Food and Agriculture“, herausgegeben von der ‚FAO Commission on Genetic Resources for Food and Agriculture Assessments‘, trägt Biodiversität für Ernährung und Landwirtschaft (BFA) in vielerlei Hinsicht zur Ernährungssicherheit und Ernährung bei.
The State of the Worlds Biodiversity for Food and Agriculture
Dazu gehört die Ermöglichung der Produktion von Nahrungsmitteln in einer Vielzahl von Umgebungen, die dazu beitragen, die Stabilität der Nahrungsmittelversorgung regional und weltweit das ganze Jahr über aufrechtzuerhalten und die Widerstandsfähigkeit gegenüber Schocks wie Dürren und Schädlingsbefall zu gewährleisten und eine große Vielfalt an ernährungsphysiologisch vielfältigen Nahrungsmitteln bereitzustellen.
Tatsächlich ist die ‚wilde‘ Artenvielfalt für viele Menschen eine wichtige Nahrungsquelle, insbesondere in ärmeren Teilen der Welt. Sie liefert auch Rohstoffe für Pflanzenzuchtprogramme und trägt zur Bereitstellung vieler Ökosystemdienstleistungen bei, die die Nahrungsmittelproduktion unterstützen.
Wir alle müssen uns dieser dringenden Notwendigkeit bewusst werden, die Artenvielfalt, besonders auch im asiatisch-pazifischen Raum, besser zu schützen und zu erhalten, zum Wohle unser aller selbst, unserer Ernährungssicherheit und Ernährungsgesundheit, unserer Mitwelt und zum Schutz der unserer zukünftigen Generationen.
Am 22. Mai begehen wir den ‚Internationalen Tag der biologischen Vielfalt‘.
International Day for Biological Diversity 2024
Sein Slogan, ja sein Aufruf zum Handeln lautet, dass wir alle „Teil des Plans sein müssen“, um den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen und umzukehren (indem unsere Regierungen z.B. die im Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework geforderten Maßnahmen unterstützen).
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Angesichts der Bedeutung und der gestiegenen Nachfrage nach aquatischen Lebensmitteln in der Region und weltweit wird besonders die Transformation der Aquakultur in Asien und im Pazifik an enormer Bedutug gewinnen, im guten wie im schlechten.
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Die Eindämmung der Entwaldung und Waldschädigung sowie die Wiederherstellung von Wäldern und Landschaften sind ebenfalls wichtige Bestandteile der Bewältigung des Verlusts der biologischen Vielfalt und des Klimawandels im asiatisch-pazifischen Raum.
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Im Rahmen dieser Transformationsbemühungen auf Landes- und Regionalebene ist es unerlässlich, eine nachhaltige Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen zu fördern und kritische Ökosysteme zu schützen, um die biologische Vielfalt zu erhalten und Land, Boden und Wasser zu schützen – und gleichzeitig Nahrungsmittelverluste und den Energieverbrauch zu reduzieren.
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Alle diese Ansätze ergänzen den übergreifenden globalen Rahmen der UN, um den Mitgliedsländern dabei zu helfen, eine bessere Produktion, eine bessere Ernährung, eine bessere Umwelt und ein besseres Leben für alle zu erreichen – und dabei niemanden zurückzulassen.
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„Be Part of the Plan“.
https://www.cbd.int/biodiversity-day
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Überarbeitet mithilfe verschiedener Publikationen in der asiatisch-pazifischen Region.
21/05/2024
Manfred Staab, Geograph, Geo-Ökologe, Mekong River Basin
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