Frauenanteil in Dax-Aufsichtsräten übersteigt erstmals 40-Prozent-Marke
Zum ersten Mal in der Geschichte des deutschen Aktienindex Dax ist der Frauenanteil in den Aufsichtsratsgremien der 40 größten deutschen börsennotierten Unternehmen über die Marke von 40 Prozent gestiegen. Dies geht aus einer Analyse der Personalberatung Russell Reynolds hervor. Die im Jahr 2016 gesetzlich beschlossene Mindestquote von 30 Prozent wird damit deutlich überschritten. In vier Aufsichtsräten sind Frauen nun in der Mehrheit – und zwar bei Vonovia, Beiersdorf, Hannover Rück und Zalando.
Das Überschreiten der 40-Prozent-Marke sei ein „Meilenstein“ mit „Signalwirkung für Spitzenpositionen in der deutschen Wirtschaft allgemein“, sagt Jens-Thomas Pietralla, Leiter der Europäischen Board Practice von Russell Reynolds. Schon zum zweiten Mal wurden und werden in diesem Jahr mehr Frauen als Männer auf den Hauptversammlungen neu in die Kontrollgremien gewählt: 54 Prozent aller neu vergebenen Aufsichtsratsmandate im Dax gehen in diesem Jahr an Frauen.
Zu den prominentesten Neuzugängen gehört die Wirtschaftsweise Veronika Grimm im Aufsichtsrat von Siemens Energy. Ihre Wahl im Februar in das Kontrollgremium des Münchener Energietechnikherstellers hatte für Schlagzeilen gesorgt, weil die anderen vier Mitglieder des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ihr daraufhin wegen möglicher Rollenkonflikte den Rücktritt nahegelegt haben. Grimm ließ sich dadurch aber nicht beirren. Zu den weiteren prominenten Neuzugängen gehören die frühere BASF-Managerin Saori Dubourg beim Rüstungskonzern Rheinmetall und die ehemalige Fresenius-Medical-Care-Chefin Carla Kriwet beim Darmstädter Pharmaunternehmen Merck KGaA. Als einziges Unternehmen im Kreise der Dax 40 erfüllt Porsche SE die 30-Prozent-Quote noch nicht. Allerdings ist das Unternehmen auch nicht an die gesetzliche Quotenregelung gebunden, weil es aufgrund seiner Rechtsform als europäische Aktiengesellschaft SE nicht unter das Gesetz fällt.
Die Studie zeigt aber auch, dass Frauen innerhalb der Aufsichtsratsgremien noch immer tendenziell auf den weniger mächtigen Posten sitzen. Nur in zwei der 40 Unternehmen leiten Frauen das Kontrollgremium als Aufsichtsratsvorsitzende. Beim Wohnungskonzern Vonovia führt seit einem Jahr Clara-Christina Streit den Aufsichtsrat. Die frühere McKinsey-Beraterin ist seit 2023 zudem Vorsitzende der Corporate-Governance-Kommission. Beim Düsseldorfer Waschpulverhersteller Henkel führt seit 15 Jahren Simone Bagel-Trah das Kontrollgremium. Sie war bei ihrer Wahl 2009 die erste Aufsichtsratschefin eines Dax-Konzerns. Auch in Ausschüssen halten Frauen nur 20 Prozent der Vorsitze.
Im internationalen Vergleich liegt Deutschland mit Blick auf den Frauenanteil im Mittelfeld. Frankreich hat eine verbindliche Frauenquote für Verwaltungs- und Aufsichtsräte schon einige Jahre vor Deutschland eingeführt und liegt nun mit rund 46 Prozent an der Spitze in Europa, gefolgt von Norwegen und Italien. Deutschland steht an siebter Stelle vor Spanien, Finnland, Schweden und der Schweiz.